10/19/06
Uni | Oldenburg | Anti-Studiengebühren-Aktion
Bericht von Lennart
Am Montag rief Philipp mich an, ob wir denn am Donnerstag nicht mal eben ein kleines Konzert (2 bis 3 Lieder) zur Unterstützung der Treuhandkontoinformationsveranstaltung (weitere Infos unter www.keine- studiengebuehren.de) zum Boykott der Zahlung allgemeiner Studiengebühren geben könnten. Klar sagten wir zu, Donnerstagnachmittag hatten wir ja Zeit. Allerdings hatte Philipp noch eine Prüfung vor der Nase, die er am Donnerstag um 15.30 ablegen musste. Also haben wir verabredet, im Rahmen der Aktion um 16.30 Musik zu machen. Noch mal vorher proben? Och nö.
Am Donnerstag bekomme ich dann schon gegen Mittag unbändige Lust aufzutreten. Außerdem habe ich Lust im Stehen zu spielen. Das ist bei mir nicht normal. Das letzte Mal, als wir im Stehen aufgetreten sind, damals vor Mike Godyla, habe ich mich nicht sonderlich wohl gefühlt. Meine Gitarre rutschte die ganze Zeit durch die Gegend. Das Billigding ist nämlich leicht kopflastig und damit sorgt es, zusammen mit einem rutschigen Gurt, dafür, dass man mit der linken Hand nicht nur greifen, sondern auch noch die Gitarre abstützen muss. Das alles führt zu einem unbequemen Spielverhalten. War scheiße. Also, was tun? Ich brauche auf jeden Fall noch einen zweiten Gurtknopf (da hängt man den Gurt dran) und einen anderen Gurt, vielleicht krieg ich das dann besser und ausbalancierter hin. Also laufe ich nach dem Duschen, inzwischen ist es zwei Uhr, zum Gitarrenladen und mache mich auf die Suche nach einem Gurt der nicht rutscht. Das passende Modell ist schnell gefunden und mit einem kopflastigen Bass aus dem Regal wird anprobiert. Ja, der geht super. Beim Bezahlen kommt dann das große Schlucken. Innerlich. Nach außen zücke ich lässig meine EC-Karte ohne mit der Wimper zu zucken. 50,- Euro für einen Supergurt? Okay, wenn er mir so viele Jahre die Treue hält, wie ich das jetzt von ihm verlange. Aber meine Gitarre war nicht viel teurer ...Zu Hause angekommen hole ich die Bohrmaschine aus dem Schrank und bringe den Gurtknopf an. Nebenbei fällt mir ein, dass ich den ganzen Tag noch gar nichts gegessen habe - aber wurscht. Ich will jetzt lieber Basteln. Der angebaute Gurtknopf harmoniert perfekt mit dem Gurt und plötzlich merke ich, dass im Stehen spielen super funktionieren kann, wenn die Gitarre nicht die ganze Zeit einen eigenen Willen hat und sich immer irgendwohin bewegen will. Okay, ich gebe zu, dass ich den ein oder anderen Ton nicht auf Anhieb so sicher erwische, wie im Sitzen, aber was solls. Bis zwanzig vor vier stehe ich so in meiner Bude und daddele vor mich hin. Jetzt ist es Zeit loszufahren. Immer noch nichts gegessen. Auf dem Weg zur Uni radele ich bei der Tanke vorbei und besorge mir Tabak und ein Snickers gegen den Hunger.
Von den protestinformierenden Studenten werde ich mit einer Tasse Kaffee begrüßt, was immer gut ist. Danach sieht die Welt besser aus. Trotzdem blöd, dass eigentlich nur noch die Organisatoren der Veranstaltung anwesend zu sein scheinen. Tatsächlich ist das alles ganz anders, aber weil gleichzeitig im Innenraum der Uni Kurz- und Infofilme zum Thema Studiengebühren gezeigt werden sind draußen logischerweise nur die Leute die die Sache organisieren.Ein paar Minuten später kommt Philipp direkt aus seiner Prüfung. Nach ein paar Kippen und nem Kaffee mehr legen wir los. Wenn wir schon da sind... Während wir spielen macht es zunehmend mehr Spaß. Nicht nur, dass es super ist auf den Füßen wippen zu können, nein, es bleiben auch Passanten stehen. Das ist eigentlich noch viel superer als auf den Füßen zu wippen. Aus den geplanten 2-3 Liedern werden eher so 10 und plötzlich sind da Leute, die nach unserem Auftrittchen auch noch nach Platten von uns fragen. Eiderdaus, was war das für eine witzig flashige Party.
Zu einer Uhrzeit zu der bürgerliche Familien um den Abendbrottisch sitzen, finden sich Philipp und ich beim Supermarkt ein, um Bier zu besorgen. Philipp hat einen neuen Song geschrieben. Ich kenn den noch nicht, aber er will den unbedingt sofort aufnehmen. Also fahren wir zu mir, machen die ersten Biere auf, und richten derweil das Equipment ein. Ein paar Schlücke später sind die Aufnahmen im Kasten und hey, der Song ist gut. Die Aufnahme geht auch... Na klar, ich habe kein Studio zu Hause, aber anhören kann man es sich allemal.
Irgendwann später am Abend, zu ein paar Bieren hat sich dann auch endlich eine halbe Fertigpizza gesellt (Man bedenke: Ich habe bis dahin noch gar nichts vernünftiges gegessen.), sind Philipp und ich, zusammen mit meinen Mitbewohnern Katja und Ralf in der Stadt auf Katrin gestoßen und haben es uns zusammen im Charlys gemütlich gemacht. Tanzwut ausgelassen und alles für einen fiesen Kater am nächsten Morgen getan. Was für eine herrliche Nacht.