02/23/07
Music-Club Live | Hamburg | Doppelkonzert mit "Jin und Jan"
Bericht von Lennart
Nach der Tour mit Jess und dem Festival in Göttingen mal wieder Liedermaching in üblicher Doppelkonzertkultur. Zwei Combos treffen aufeinander und teilen sich den Abend. Schönes Ding. So soll’s sein.
Nächster Morgen, 11.30 Uhr. Das Bier ist alle. Ich finde mich auf einer Couch in einem Hamburger Wohnzimmer, sitze neben Vicky und gucke Ines und Alex beim Kommunikationstennis zu. Krasse Sache. Die beiden kommunizieren in einem Tempo, welches nicht in deren Hirnwindungen verankerten Personen das Folgen verwehrt. Vicky und ich gucken nach rechts, zu Ines und nach links, zu Alex und wieder nach rechts, zu Ines, und wieder nach links zu... Aufschlag und „OUT“. Zweiter Aufschlag „OUT“. Da ein Ass. Kurzer Ballwechsel und „OOOOOHHHH“ einen Raunen im Publikum. Achselzucken unsererseits.
Auftrittstag, 16:28. Ich verlasse meine Wohnung, um um 35 den Zug zu nehmen. Im Zug treffe ich dann auf Philipp. Der Zug ist mal wieder scheiße voll. Wir sitzen immerhin.
Tag danach um etwa 8.00 Uhr. Es ist noch Bier da. Großartig. Mir geht durch den Kopf, dass ich langsam mal meinen Schlafplatz aufsuchen könnte. Oder gleich Brötchen holen und meinen Gastgeber überraschen?
Konzerttag um 19.05 Uhr. Absolut planmäßig und ohne eine einzige Panne (Was selten ist.) erreichen wir den Music-Club Live. Schon beim Reinkommen stellen wir fest, dass der Laden wirklich ganz nett ist. Und es gibt einen Backstageraum. Herrlich. So haben wir es gerne. Außerdem hängt da eine Vitrine mit wunderschönen Gitarren und Bässen im Vintage-Style. Fender-Resonator-Bass. Höfner-Beatles-Bass. Semi-Akustik. Ne Gretsch. Geil. Da müssen wir natürlich sofort ein paar Posing-Fotos machen.
Kurz vor zwei. Der Music-Club Live will den Laden bald schließen. Wir hingegen bitten die Crew, doch noch mal eben die Musik auszuschalten. Außer uns sind eh kaum noch Leute da. Philipp ist zwar längst zu seiner Schwester abgehauen, aber ich und die „Fans“ (cool, so was gibt’s jetzt also auch schon?) trinken dafür immer noch. Also noch mal eben ein paar Wünsche ultimativ unplugged am Tisch erfüllen. Wünsche erfülle ich gerne, wenn ich’s kann. Macht halt Spaß so unmittelbar zu sehen, wie sich Leute über Lieder freuen, die man selber geschrieben hat. Und dann noch im kleinen Kreis. Super Sache!
Schon während des Soundchecks wird klar. Dieser Laden kann was. Der Techniker (der nach eigener Aussage ja eigentlich gar keiner ist) hat den Sound im Griff, es gibt ein intelligent angeordnetes Monitoring (von oben, weil die Bühne so klein ist) und nach einer Weile haben „Jin und Jan“ ihren Sound gefunden. Jetzt also wir.
Nach dem Konzert um halb eins. Philipp ist schon auf dem Weg zu seiner Schwester, die ihn diese Nacht beherbergen wird. Mein Gastgeber für diese Nacht verabschiedet sich von mir. Er fährt jetzt mit dem Fahrrad nach Hause. Er drückt mir noch eine Skizze in die Hand, die mir helfen soll den Weg zu ihm zu finden und ich sage, dass ich wohl auch bald nachkommen werde. Zur Sicherheit drückt er mir seinen Wohnungsschlüssel in die Hand.
Nach unserem Auftritt betreten „Jin und Jan“ die Bühne. Die zwei Herren und die Dame rocken gewaltig. Dreistimmiger Satzgesang dominiert das Klingbild dieser feinen Combo. Unterstrichen von einer effektbeladenen Westerngitarre – bis hin zum Verzerrer – und rhythmisiert vom dicken Beat der Cajon rocken sie das Publikum, bis es schließlich gelernt hat dreistimmig „Groove to the Boogie“ zu singen.
Wir müssen jetzt also Soundcheck machen. Okay. Gitarren gestimmt, eingestöpselt. Fünf Minuten. Fertig. So soll es sein. Der „Techniker“ freut sich auch. Und ich bin wirklich verblüfft, wie gut wir uns hören. Jetzt gibt es auch die Getränkegutscheine für den Abend von der Wirtin. Verdammt. Nicht unbegrenzt saufen. Na gut, dann halt mal ein bisschen kürzer treten. Und tatsächlich. Die Zeit bis zum Auftritt nehme ich noch kein Bier in die Hand.
Uh, war das geil. Aber warum jetzt keine Zugabe? Hm, es ist Umbaupause und wir müssen feststellen, dass unser Publikum geglaubt hat, wir würden später noch mal die Bühne betreten. Falsch gedacht. Darum haben die also nicht Zugabe gerufen. Verdammt, da haben wir wohl was falsch angekündigt. Dummer Fehler. Da hätten wir uns doch noch was abholen können. Immerhin dürfen wir wieder ein paar CDs verkaufen. Auch nicht schlecht.
Viertel nach neun. Jetzt aber rauf auf die Bühne. Wir stimmen noch mal fix die Gitarren und beginnen ein Set, das eher Lieder enthält die wir länger nicht gespielt haben, auf die wir besonders Bock haben oder die besonders neu sind. Heute also mal ein bisschen ungewöhnlich. Aber auch dieses Set funktioniert. Auch nicht schlecht. Außerdem macht es Spaß nicht immer denselben Kram zu spielen. Ich beginne mein erstes Bier mit den ersten Tönen und habe irgendwie das Gefühl, dass es sich bezahlt macht, während des Konzertes nicht ganz so viel zu trinken. Irgendwie scheint heute alles besser zu funktionieren als bei anderen Konzerten. Könnt natürlich auch daran liegen, dass wir uns auf der Bühne so gut hören. Jedenfalls: läuft rund.