04/13/07

Cadillac | Oldenburg | Benefiz für "Musiker ohne Grenzen"

(Bericht von Lennart)

Tja, was soll man zu so einem Auftritt im Nachhinein sagen. Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. Oder fast ganz harmlos. Ich sollte jetzt also bei diesem Benefiz spielen. Ein unterstützenswerte Sache ist dieses Projekt für Straßenkinder in Ecuador allemal, und weil Philipp gerade den Iren das Trinken beibringt entschloss ich mich diesen Auftritt allein durchzuziehen.

Vorweg: So nervös war ich noch nie. Ich habe zwar unsere Sachen, oder auch Lieder im Allgemeinen bereits allein auf Bühnen dargeboten, aber da war das Publikum größtenteils mein erweiterter Bekanntenkreis. Hier aber war die Sache anders. Zahlendes und fremdes Publikum in einer Location die für Liedermacher auf der Bühne auch nicht gerade das Optimale ist. Und ich dann auch noch zwischen den Bands...

Für dieses Konzert wurden auf dem Flyer drei Bands angekündigt. Die "Million Dollar Band", "PinK Mercury" und "Sushi Drive-In". Und dann noch ich. Während ich bei "Sushi Drive-In" die ganze Zeit an Tokio Hotel in Undercover-Mission denken musste sagten mir die anderen Bands zuvor noch weniger. Also eigentlich hatte ich keine Ahnung worauf ich mich da einließ. Aber was solls. Ins kalte Wasser kann man ja schließlich auch mal springen.

Für den Abend geplant war es, dass ich Musik mache, während die Bands ihren Kram rumrödeln. Ein Job den ich mir so ausgesucht hatte. Zuvor war der Vorschlag der Veranstalter, dass ich den Opener machen könnt. Da hatte ich aber gar keine Lust drauf und die Umbaupausen zu überbrücken erschien mir da irgendwie dankbarer. Ob das geschickt war weiß ich nicht. Aber wer weiß wie der Abend gelaufen wär, wenn ich den Opener gemacht hätte.

Also erstes Set... Die Million Dollar Band verlässt die Bühne, ich geh rauf und lege los. Mein Sumpfgenosse I, II und III hintereinander weg. Darauf habe ich mich gefreut. Die Fortschreitung der Geschichte kongruiert ordentlich mit der musikalischen Entwicklung. Aber schon beim ersten Sumpfgenossen fehlt mir ein Stück Text, nachdem ich zuvor die zweite Strophe unterschlagen habe und mein Kopf an dieser Stelle hängen bleibt. Auch ryhthmisch bin ich überhaupt nicht tight. Und daneben langen kann ich auch ganz gut. Was ist denn heute los? Zumindest hatte ich meine Freude an den drei Liedern. Zu meiner persönlichen Entspannung spiele ich noch eben "Millionen fröhlicher Gesichter", das sitzt auf jeden Fall 137,8 %, so dass ruhig ein Drittel schief gehen kann und es dann immer noch fast gut ist.

Entnervt vom ersten Set verkrümele ich mich im Backstageraum, während "PinK Mercury" ihr Bestes geben. Ach, vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal verraten, dass ein Raum in dem 150 Leute eine ordentliche Zahl wären mit 30 Leuten ganz schön traurig aussehen kann. Aber das war nun wirklich nicht der Grund für meine Unzufriedenheit. Ich hatte es einfach vergrützt.

Nach PinK Mercury durfte ich wieder auf die Bühne. Meine Chance es besser zu machen. Jetzt oder nie. Aber im siebten Takt von "Wir bleiben still", womit ich mein zweites Set eröffnete, riss mir die D-Saite. Den Song habe ich ohne diese zu Ende gezockt. Irgendwie muss es ja gehen.

Dann ein Blick auf die Setliste. Hinter mir dauert der Umbau noch an. Vor mir steht Publikum, das ich wirklich an der Bühne halten will. Ein paar Gesichter habe ich schon mal gesehen. Vielleicht ist ja auch extra jemand gekommen um mich zu sehen. Was mach ich nur? So ohne D-Saite. Eine neue aufziehen? Na bis dahin ist "Sushi Drive-In" auf jeden Fall startklar.

Schließlich mein Entschluss: Ich spiele noch einen Song mit 5 Saiten. "Unmotiviert" Da passiert das Meiste ohnehin auf 2 Saiten. Also ist es einen Versuch wert. Nicht wirklich schön aber wenigstens irgendwie komme ich durch das Lied und verlasse schließlich vollkommen angefressen die Bühne. Das Bier im Backstage ist auch leer. Na super. Also gehe ich zur Theke und kaufe mir ein Bier um mir dieses reinzuschütten - auf den "grandiosen" Gig.

Wermutstropfen: Die drei Mädels, die mich dann doch noch nach einer CD gefragt haben. Immerhin eine für drei. Die haben nett gelächelt und mich damit ein bisschen wieder aufgebaut. Dafür Dank und den Sonderpreis!