08/03/07

Künstlerdorf am Holländersee | Geldern | Straßenmalerfest

Bericht von Philipp

Das jährliche Straßenmalerfest in Geldern, dass dieses Jahr bereits zum 29. Mal stattfand, war der Anlaß, dass unser geliebter Kollege Mike Godyla uns fragte, ob wir nicht Lust hätten, im Künstlerdorf zu spielen, in dem die Straßenmaler untergebracht sind, die tagsüber den Asphalt der Fußgängerzone zum Leben erwecken. Für uns natürlich eine Frage der Ehre.

Auf der Hinfahrt setzte sich Lennart mit Literaturtheorien und Franz Kafkas "Das Urteil" auseinander, während ich mir die Zeit mit meinem neuen Mobiltelefon vertrieb. Nach Jahren habe ich mal wieder einen Vertrag abgeschlossen und bin damit von einem Handy mit einfarbigem Display und monophonen Klingeltönen auf eines umgestiegen, mit dem ich jetzt fotografieren, Musik hören, Videos sehen, und, und, und kann. Schon faszinierend die Entwicklung der Technik. Es wird alles besser!

Die Bahn brachte uns plangemäß zum Ziel und ab ging es zum Zeltplatz, an dem schon die ersten Künstler eintrudelten. Es folgten der Soundcheck und andere routinierte Aktivitäten.

Die Abendgestaltung verlief relativ spontan. Mike und der Doktor spielten ein paar Lieder, dann wir und so weiter. Und was war da bloß wieder los? Manchmal stimmt so ziemlich nichts. Das eigene Gefühl, Publikumsreaktion, der Sound, die Ansagen, alles irgendwie unrund. "Rumpel, rumpel, klöter, klöter", wie es Heinz Strunk in "Fleisch ist mein Gemüse" so schön ausdrückt. Aber "hörbar" waren wir wohl schon.

Ein Highlight war, dass Klaus der Geiger, der tagsüber schon stundenlang in der Stadt gespielt hatte, spontan zuerst bei Mike und dem Doktor und dann bei uns mitspielte und die Musik mit seinem eigenwillig-virtuosen Geigenspiel bereicherte.

Ein weiteres Highlight war Sophie, ein siebenjähriges Mädel, dass schon vor dem Konzert tolle Witze erzählte. Mike bat sie auf die Bühne und nach kurzer Verlegenheit legte sie auch los und war kaum noch zu stoppen. Einer ging so: "Treffen sich ein Elefant und ein Camel, sagt das Camel: Ist das nicht komisch mit nem Penis im Gesicht? Sagt der Elefant: Und wie ist das für dich mit nem Busen auf dem Rücken?"  Für das Alter nich von schlechten Eltern. Oder doch? ; )

Kleiner Exkurs: Klaus der Geiger kann als eine lebende Legende der Straßenmusikszene bezeichnet werden. Seit mehreren Jahrzehnten engagiert er sich der studierte Komponist auf linkspolitischer Ebene. Lennart traf ihn zum ersten Mal vor gut 10 Jahren bei einer Anti-Castor-Demo. Ich sah ihn erstmals vor 5 Jahren beim Sommerfest im Rio-Reiser-Haus. Schon verrückt, wie einen die Wege des Lebens wieder zusammenführen.

Dem Bühnenprogramm folgte eine kleine Runde, in der noch einige Lieder gespielt wurden. Ein paar Goldstücke aus der Feder von Mike beglückten uns noch, bevor wir uns, einer nach dem anderen, in unser Gruppenzelt begaben und selig einschliefen.