08/25/07

Riders Café | Lübeck | Liedermaching Fest

(Bericht von Lennart)


Das Riders in Lübeck. Ich wusste vorher nicht viel über diesen Laden, außer, dass es eine Bikerkneipe ist, die im Lübecker Industriegebiet, also fernab vom regulären Nachtleben liegt und dass die Monsters da auch schon mal gespielt haben.
Normalerweise ist „Die Monsters haben da auch gespielt“, eine Indikation für „Finger weg, der Laden ist zu groß.“ Aber dieses Konzert ist nicht auf unserem Mist gewachsen sondern wurde von einem Hamburger Liedermaching-Fan (weiblich, das gibt die Sprache gerade nicht her) organisiert.
In Planung war ein Festival mit Martingo, Simon und Jan, Jess Reisig und uns. Großes Kino => der Plan.
Bereits am Vortag, wir waren gerade in Zytanien, gab es dann aber massiv Stress... Der Vorverkauf war schlecht und zu allem Überfluss musste dann auch noch Martingo aus gesundheitlichen Gründen absagen. Das Konzert war unmittelbar von der Absage bedroht. Mit viel hin und her telefonieren konnten wir den Wirt dann doch noch überzeugen, das Ganze trotzdem durchzuziehen. Gut so. Danke Kai-Uwe.
Das Riders in Lübeck. Ein Laden in dem eher dicke Bands auftreten, in den bestimmt drei- bis vierhundert Leute passen. Eine große Bühne mit Monitorboxen und Schlagzeugrise. Ein Backstageraum mit einem Bierkühlschrank und einem zweiten Kühlschrank mit Catering. Alles vom Feinsten. Behandelte man uns „Künstler“ doch überall so gut. Aber die Dimension war schon dezent erschreckend. Ein großer Laden mit viel Platz. Da sehen dreißig Leute ganz schön verloren aus. Konnten wir mehr erwarten?
Okay, Publikum war unseren Erwartungen entsprechend da, aber eben auch nicht mehr. Die meisten Leute hatten eine persönliche, verwandt- oder bekanntschaftliche Bindung zu uns, so dass das Konzert dann in etwa wie ein Auswärtsspiel vor Heimpublikum zu bewerten ist.
Das Riders in Lübeck. Auf der Fahrt vom Bahnhof in den Laden planten wir einen Zweiphasenabend:
Erste Phase: Alle beteiligten Acts geben ein kurzes (20-30 Minuten) Solo-Programm.
Zweite Phase: Alle beteiligten Acts machen einen auf Monsters und setzen sich nebeneinander auf die Bühne um sich gegenseitig zu puschen.
Mit Jess hatten wir diese Art von Doppelkonzert schon öfter durchgezogen und ein Trippelkonzert mit Simon und Jan würde dann doch sicher auch gehen.
Prolog: Die Solo-Gigs liefen unterschiedlich gut. Das muss an dieser Stelle mal gesagt werden. Jess, der den Auftakt des Abends machte hatte mit massiven Texthängern zu kämpfen und jemanden, der keinen so charmanten Umgang mit diesen hätte, zerrte man in so einem Fall wohl schleunigst von der Bühne. Aber so blieb er, erzählte viel und spielte quasi fast schon mehr Schau als Gitarre (übertrieben dargestellt!). Nun gut. Simon und Jan rocken. Das wussten wir auch vorher schon, schließlich sind die Beiden unsere Kommilitonen. Nach denen spielen kann jemanden, der von massiven Selbstzweifeln geplagt ist, schon bange machen. Aber gut. Rauf auf die Rampe und in durchschnittlicher Qualität von der, für die Personenzahl viel zu großen und hohen Bühne herabgesungen, was wir so zum Besten zu geben hatten. Insbesondere war es mir eine Freude mein neues Lied „Aufzug Richtung unbekannt“ zu spielen. Dieses sehr ernste, ziemlich depressive Stück stellt mein Ersuchen um Versetzung in der Schule des Chansons dar. (Eingeweihte wissen jetzt was ich meine, Uneingeweihte eben nicht. Pech gehabt. Erklär ich auf dem nächsten Konzert gerne mal. Einfach mal fragen.) Ich habe mich daher auch sehr über einige persönliche Rückmeldungen zu dem Lied gefreut.
Kapitel: Den gemeinsamen Teil begannen wir mit technischen Problemen. Ein Mischer hatte uns zwar beim Soundcheck den Ton klar gemacht, aber als wir dann alle gleichzeitig auf der Bühne saßen (Warum haben wir das auch vorher nicht ausprobiert?) pfiff es aus unbekannten Quellen. Mistdreck. Ich habe also zwischendurch die Plattform verlassen müssen, um gegen die Misstöne anzukämpfen, was meinen persönlichen Flow gestört hat, aber auch die Einheitlichkeit der Performance durcheinander brachte. Ebenso war es mit Jan, der sich neben unserem Auftritt um eine Videoaufzeichnung kümmerte und seinem „Kameramann“ zwischendurch die Kassette wechseln musste. Allein die personale Bewegung auf den Brettern ist durchaus ein geeignetes Sinnbild, um die durchwachsene Qualität der übrigen Darbietungen zu illustrieren. Das war alles irgendwie überhaupt nicht rund. Gut, dass wir ein „Auswärtsheimspiel“ hatten. So widerfuhr uns Gnade vor Recht.
Epilog: Nach dem Konzert haben wir noch wunderschöne Stunden, inklusive Sonnenaufgang, im neuen Garten von Philipps altem Oldenburger Mitbewohner Christoph und seiner Freundin Alke, die gerade gemeinsam nach Lübeck gezogen sind, genossen. Und übrigens (Spaziergang am nächsten Morgen): Lübeck ist wunderschön.