07/12/08

Main-Stage | Neuenkirchen | Neuenkirchener Open Air

Bericht von Lennart


Es ist Samstagmorgen, etwa 12:58 Uhr. Ich stehe auf der Bühne des Audimax der Oldenburg Uni und nehme endlich mein Examenszeugnis in Empfang. Meine Eltern sind da und klar, nach der Zeremonie gehen wir essen.

Nach dem italienischen Mahl kommt Philipp bei mir zu Hause vorbei und gemeinsam werden wir von meiner Mutter und ihrem Gatten nach Neuenkirchen gebracht. Wenn ich mich recht entsinne, womöglich das erste Konzert in 15 Jahren eigenständiger Bühnenauftritte als Musiker, zu dem ich von meiner Mutter gebracht werde. Zumindest in den letzten 12 Jahren kann ich das hundertprotzentig sicher ausschließen. Also Mama, nochmal danke dafür!

In Neuenkirchen kennen wir uns aus, waren ja schließlich schon letztes Jahr hier. Bevor wir aber zielstrebig den Backstageraum betreten, treffen und begrüßen wir schon den Organisator Klaus und er zeigt uns unseren Umkleideraum, der um zwei Feldbetten ergänzt auch unsere Schlafstätte darstellt. Aha, so ist das also, als "Rockstar" auf einem Rockfestival.

Im Backstagereaum treffen wir die erste sympathische Band "Frogfly", nach eigener Auskunft aus Entenhausen, tatsächlich aber ursprünglich aus Aurich. Netter Schnack, dann checken die Froschflieger Sound bevor wir es ihnen gleichtun dürfen.

Die Zeit ist schon fortgeschritten und so müssen wir nicht lange warten, bis das Festival beginnt. Frogfly legen los und entpuppen sich als hervorragende Grungeband. Prädikat: Hörenswert!

Jetzt ist es an uns die erste Umbaupause musikalisch zu überbrücken. Wir beginnen unser Set und alles verläuft relativ regulär. Allerdings reichen die geplanten 20 Minuten Spielzeit nichdt, um den Umbau des Schlagzeugs vom Links- auf den Rechtshändertrommler auszuführen und so kommen wir in die angenehme Zwangslage unser noch um ein paar Stücke zu verlängern. Soll uns recht sein. Wir heißen nicht umsonst Spieltrieb.

Von der Band nach uns, "Ich kann fliegen" aus Hannover habe ich nicht so viel mitbekommen. Das geht mir oft so, dass ich direkt nach meinem eigenen Auftritt noch kein Ohr für andere Musik entwickeln kann, sondern, quasi in der Reflektionsphase, etwas Rückzug brauche.

Jetzt trommelt die "Klangwelt Kampsheide" begleitend zu einer Feuerjonglage, die der Zwaehn vom Staatsforsten und Matthias, Klaus' Sohn und Mitverantstalter, gerade erst aus New York eingeflogen, darbieten. Es kann aber auch sein, dass die Feuerjonglage die Trommeln begleitet. So genau kann ich das nicht ausmachen.

Als nächstes rocken "Stillway" aus Darmstadt den inzwischen ordentlich gefüllten Platz mehr als artgerecht. Die Band ist verdammt gut und das Publikum geht hier definitiv steil. Prädikat: Hörenswert!

Nach dieser Show glauben wir es schwer zu haben, aber nein, so einige Leute waren ja tatsächlich auch gekommen, weil unser Name mit auf dem Plakat stand und so konnten wir das angenehme Feeling echten Fansupports auskosten, während wir unser Rock-Set zockten. Allerdings ist den Capo nicht draufzumachen ein sehr peinlicher Anfängerfehler meinerseits, zumal wir tatsächlich 20 Sekunden einen Ganzton auseinander gespielt haben, ohne es wirklich zu hören. (So war also der Bühnensound...) Oh man. Peinlich, peinlich! Aber es geht trotzdem ab und weiter und alles wird gut. Dieses Mal ist der Umbau "in Time" und deshalb müssen wir unser Halbversprechen brechen, einen expliziten Fanwunsch als Zugabe zu spielen. Zeitpläne sind manchmal blöd, aber in der Regel eben auch ein notwendiges Übel.

Wieder bekomme ich von der nach uns spielenden Band "Scarlet Fire" aus Gießen kaum was mit. Jedenfalls haben die ordentlich Druck gemacht. Im Umbau wieder Trommeln und Feuerjonglage, bis dann schließlich die "Iron Horses" aus Kühlungsborn die Bühne betreten und nichts anderes machen als echten Heavy Metal. Zugegeben, meine Metal-Phase ist mal locker 15 Jahre her, aber ein bisschen mitgenommen haben die mich trotzdem. Mehr nach aber das Publikum, das Haare schwingt und kraftvoll pogt. Prädikat: Amtlich!

Gegen Ende ziehe ich mich in den Backstageraum zurück, esse Jogurt und quatsche mit einem Fotografen dessen Namen ich nicht kenne, der dafür aber angenehm intelligente Ansichten hat.

Als ich dann beschließe, mich schlafen zu legen un düber den Platz schlender um Philipp von meinem Entschluss zu unterrichten, es dürfte etwa zwei Uhr sein, treffe ich ihn in einer gemeinsamen Singerunde mit "Stillway" und ein paar Fans. Ich singe mit, setze mich, hole noch mal Bier. Die Songs werden lagerfeuerklassischer und irgendwann kommen auch die "Iron Horses" noch hinzu. Kurzum: um sieben sitze ich mit Matthias als letzter auf dem Platz und sehe endlich ein, dass es Zeit wird. Vor dem Schlafen stelle ich den Wecker auf viertel nach neun, denn wir müssen früh aufstehen, um zum nächsten Gig zu kommen. "Verdammt", denke ich noch und gleichzeitig auch: "War das wieder herrlich. Egal was morgen ist, es hat sich gelohnt!" Ich schlafe ein.

Weitere Fotos von Ole M. Werner findet ihr hier