07/19/08
Hallenbad | Wolfsburg | Akustik-Festival
Bericht von Lennart
Da sind wir also. In Wolfsburg. In der kulturellen Käseglocke in der ich aufgewachsen bin. Wir verlassen den Bahnhof und latschen zum Kaschpa, in dem ich, als ich noch in der Stadt lebte, als es noch Kaschpa hieß, einige Konzerte gesehen habe, einige Male aufgetreten bin, mein gefühltes zweites Wohnzimmer im Café hatte und so weiter. Also ein Ort, mit dem ich sehr verbunden war. Heute heißt das Gebäude Hallenbad, ist viel größer, aber tatsächlich eins gewesen. Jenes nämlich, in dem ich mein Seepferdchen gemacht habe. Entgegen der Ankündigung auf der Homepage des Veranstalters spielen wir aber weder Open Air noch im Nichtschwimmerbecken, sondern auf der „kleinen Bühne“, was vermutlich eine bessere Relation zu den erwartbaren Zuschauermassen darstellt. Die kleine Bühne ist aber immerhin die große Bühne von einst, auf der ich zum Beispiel „die Schröders“ oder auch „Keimzeit“ live gesehen habe. Auch mein erstes echtes Konzert einer Band habe ich vor dieser Bühne erlebt: eine christliche Deathmetalband, die das Publikum zum Klimax mit Mini-Bibeln beschmissen hat. Skuril.
Ankommend treffe ich zuerst den altbekannten Andy Plate vom Rockbüro, der uns auch für diesen Gig engagiert hat. Als zweitens Andi Neve, der in der Schule einen Jahrgang unter mir war und heute auch auftritt. Der hat damals schon schöne Performances hingelegt und ich bin gespannt was er heute machen wird. Ich schnacke ein bisschen mit dem Altbekannten und er bindet mir auf die Nase, dass er jetzt tatsächlich gerade Referendar an unserer alten Schule ist. Na dann viel Glück...
Den Opener macht Alex Amsterdam, der aus Düsseldorf kommt und mit einer Freundin englischsprachige Songs aufführt. Mit Essen und Reden beschäftigt, ist mir am meisten in Erinnerung geblieben, dass der Herr zwei Gitarrensaiten in einer Dreiviertelstunde zerspielt und sich somit während des Auftritts eine Ersatzgitarre borgen muss. Es folgt ihm das Duo 2ofUs, die mit einer E-Gitarre und Loop-Gerät megalomanische Rock-Orgien runterreißen. Hallo, hieß das Ding hier nicht Akustik-Festival? Aber gut waren die schon.
Andi Neve war gut, ich habe auch nichts anderes erwartet. Besonders berührt hat mich ein Lied über einen gemeinsamen Bekannten: Roberto. Roberto ist Wolfsburger Musiker, der sein Dasein verkannt hinter der Theke einer Videothek fristet. Blödes Schicksal. Als Glanzpunkt des Abends ist Maike Köster (oder mit ‚e-i’?) vorgesehen und sie unterhält das Publikum ordentlich.
Wir dürfen den Absacker spielen, legen aber ein Set hin, dass von vorne bis hinten fast durchweg auf Rock’n’Roll ausgelegt ist, was uns und dem Publikum in dem Augenblick gefällt. Gut so.