12/05/08

Winterschlösschen | Wolfsburg | Spieltrieb auf dem Weihnachtsmarkt

Bericht von Lennart

Als man uns diesen Auftritt anbot wusste ich, auf was wir uns einlassen würden. Desinteressierte Betrunkene, die uns im besten Fall ignorieren. Aber die Gage stimmt und die Hoffnung doch noch ein paar Leute zu catchen stirbt eben zuletzt. Also machen Philipp und ich uns mal wieder auf den Weg nach Wolfsburg. Eigentlich haben wir in der Stadt echt schon ganz schön oft gespielt und äußerst gemischte Erfahrungen gemacht. Von sehr gutem Presseecho bei mittelmäßigem Publikumserfolg bis zu null Resonanz, weder beim Publikum noch beim Veranstalter oder gar den Medien.

In der Fußgängerzone angekommen, treffen wir gleich auf Dominic, der uns im Namen einer Hamburger Event-Agentur gebucht hat und vor Ort betreut. Er führt uns zu dem Pavillon in dem wir auftreten sollen. Weihnachtsdiskohits schallen uns aus dem „Winterschlösschen“ entgegen. Aber die Bühne sieht schnuckelig aus, die Mikroständer stehen bereit und nach einem kurzen Soundcheck kommen wir dazu eine Kleinigkeit (XXL Cheeseburger vom Imbiszelt nebenan) zu essen.

Punkt 19.00 Uhr legen wir los. Wir spielen das selbe Set wie am Wochenende davor, weil wir die Woche über nicht dazu gekommen sind, uns zu treffen, zu proben, eine passende Setlist zu entwerfen, ... Und die Setlist hat sich ja auch anderswo als tauglich erwiesen.

Was irgendwie klar war, ist dass uns niemand beachten würde. Die Idee in einem Wolfsburger Weihnachtsmarktpavillon Liedermacher anzubieten ist womöglich eine „Glühweinidee mit Schuss“. Schön, dass die Agentur einen diesbezüglichen Kulturopitmismus an den Tag gelegt hat. Oder aber das Wolfsburger Publikum falsch eingeschätzt. Zugehört wurde uns nur vereinzelt, der Pavillon aber wurde immer leerer während wir spielten. Nach etwa einer Stunde bedeutet uns Dominic eine Pause einzulegen. Wir machen das und er offenbart uns, dass der Wirt denkt, wir würden die Kundschaft vergraulen. Und tatsächlich, in dem Augenblick als wir aufhören zu spielen strömt auch eine Menge Leute rein, um sich das nächste alkoholhaltige Heißgetränk zu besorgen. Es sieht kurzzeitig so aus, als hätte der Wirt recht und es ist wirklich das Beste für alle beteiligten, wenn wir jetzt aufhören. Dominic vermittelt und das Ergebnis ist, die Pause unendlich zu verlängern. Wir packen also unsere Sachen ein und das Zeltdingsdabums wird wieder leerer. Trotz „Last Christmas“ aus den Boxen. Als uns dann auch noch einige Leute fragen, warum wir nicht weiterspielen, stellen wir fest, dass es womöglich doch nicht an uns liegt, dass die Leute nicht da sind. So lange wir noch da sind bleibt es eher leer im Pavillon. Auch ohne dass wir spielen. Also: An uns lags nicht!

In meinem Elternhaus in Vorsfelde will Philipp noch unbedingt einen Song schreiben, während ich eher sehr müde bin. Auf dem Sofa sitzend schaltet sich mein Mitdenken  ungewollt ab, ich kämpfe noch ein bisschen gegen an, aber mir fallen doch die Augen zu. Philipp schreibt den Song noch ziemlich weit, eigentlich ist er fast fertig ...