05/09/09

Panoramabar | Brandenburg | Staat-Sex-Amen-Tour 2009

Bericht von Philipp

„Ich fühl mich Brandenburg.“ Wenn man das Lied von Reinald Grebe kennt und sonst nichts über diese Stadt weiß, sollten die Erwartungen nicht sehr positiv ausfallen. Wir versuchten trotzdem, unvoreingenommen zu sein. Nachdem was wir etwas gesehen haben, lässt sich allerdings sagen: Besonders schön ist diese Stadt nicht. Aber wie in den meisten Städten gibt es hier auch schöne Ecken und so gehe ich die Sankt-Annen-Promenade bei Sonnenschein entlang und kann auch dieser Stadt etwas abgewinnen.
Die Panorama-Bar lässt uns beim ersten Eindruck etwas skeptisch werden, ob wir hier richtig sind. Alles sehr schick und schön soweit. Sehr loungig, aber ein Großteil des Publikums ist dann doch eher Marke „Sehen-und-gesehen-werden“. Trotzdem lässt die Begrüßung mit dem äußerst sympathischen Chef Marco (oder Marko?) auf einen netten Abend hoffen.
Vor dem Auftritt ist sogar die lokale Presse anwesend. Und die Fotografin hat was mit uns vor. Da sie heute Abend noch ein paar weitere Happenings abklappern muss, will sie schnell Fotos machen. Und da sie sich etwas „ausgefalleneres“ als ein standardmässiges „Musiker-auf-der-Bühne-Bild“ vorstellt, sollen wir uns mit Instrumenten an die Bar setzen. Und zwar nicht mit Gitarren, sondern mit Mundharmonika und der heute anwesenden Klarinette. Wie zwei Volldeppen machen wir den Zirkus mit. Die Fotografin schafft es, alle Anwesenden mit in ihre Session einzubeziehen. Ein Cocktail, der eigentlich für einen Gast bestimmt ist, muss für das Bild herhalten, bevor er serviert wird. Eine Gruppe von Männern, die sich so schön im Bildhintergrund aufhielt, geht leider in die Raucherlounge, wir aber sofort gebeten, für das Foto noch mal wiederzukommen.
Kurz darauf beginnen wir zu spielen und merken sofort. Das ist heute harte Arbeit. Zwar scheinen zwei Gäste allein wegen des Konzertes da (hinterher soll sich unser Verdacht bestätigen), der Rest ist aber kaum interessiert und so springt konsequenterweise kein Funke über. So starke Entertainer-Qualitäten haben wir nun auch nicht, als dass es uns gelingen würde, dieses Publikum komplett in unsere aktiven Zuhörer zu verwandeln. Immerhin schweifen die Blicke dann doch immer wieder mal zu uns und wahrscheinlich haben wir unsere Arbeit gar nicht so schlecht gemacht. Mann muss sich das ja so vorstellen: Jede Kneipe hat in der Regel eine gewisse Klientel und je nachdem, wie die drauf ist und was in dem Laden so passiert, ist sie es entweder an Live-Musik zum Zuhören gewöhnt oder halt nicht und die Musik dient eher als Hintergrundberieselung. In Irish Pubs ist das zum Beispiel ganz oft so.
Wie auch immer, die Tatsache, dass wir nicht rausgeprügelt werden und sogar hier und da mal ein Lächeln ernten ist womöglich schon ein großes Lob. Heute werden wir halt nicht eins mit dem Publikum und baden nicht in Endorphinen. Wie abgebrühte Profis spielen wir unser Programm runter und sind um eine Erfahrung reicher.
Der Abend wird trotzdem noch sehr nett. Wir werden Teil eines Junggesellinnen-Abschiedes, singen noch ein Acapella-Ständchen und gehen dann nach Hause, was heute zum Glück auch wieder um die Ecke ist, denn es regnet und donnert. Zur guten Nacht will ich über mein Handy noch etwas Radio hören, doch das Ergebnis der Sendersuche ist: „Kein Sender gefunden“. „Ich fühl mich leer, ich fühl mich ausgebrandenburgt.“