07/18/09
Oberhaus | Alzey | Umsonst & Draußen
Bericht von Philipp
Oldenburg, 09.30 Uhr morgens: Abfahrt vor meiner WG. Knapp 500 Kilometer Fahrt liegen vor uns und da der fünfte Gang immer wieder rausspringt (da muss wohl ein neues Getriebe her. Das wird teuer), fahren wir im vierten Gang mit 80 km/h über die Autobahn. Die Nachrichten verkünden: Zwei Häuser sind in Sachsen-Anhalt eingestürzt und zwei Radfahrer bei der Tour de France angeschossen worden. Was ist denn heute los?
Uns verlässt das Glück zumindest nicht. Wir kommen gut durch, kurz bevor hinter uns ein Stau nach dem anderen zu entstehen scheint.
Pünktlich um 18 Uhr kommen wir beim Oberhaus an. Ein Anhänger, der heute als Bühne dienen wird, steht schon bereit. Es wird auch kurzerhand entschlossen, dass es heute nicht mehr regnen wird und das Konzert, wie geplant, draußen stattfinden kann. Nach dem Soundcheck bleibt uns dann genügend Zeit, den örtlichen Dönermann auszuprobieren. Ergebnis: Nicht der billigste, aber dafür sehr gut. Wir werfen einen Blick auf den Flyer für kommende Veranstaltungen im Oberhaus und fühlen uns mit Django Asül und Götz Widmann in guter Gesellschaft. Deren Konzerte werden allerdings drinnen stattfinden. Wir hingegen eröffnen heute die alljährliche Konzertreihe „Umsonst & Draußen“ mit insgesamt vier Konzerten im Juli und August.
Mal wieder müssen wir bangen, dass nur wenig Leute kommen, mit der Zeit sind aber fast alle draußen aufgebauten Tische besetzt und wir fangen pünktlich um 21:30 Uhr an. Wir beginnen mit „In letzter Zeit“, gefolgt von „Superstar“, einem älteren Lied, dass allerdings heute zum ersten Mal in diesem Jahr seinen Weg in unser Programm gefunden hat. Ich freue mich, denn ich mag das Lied. Die erste Hälfte des Konzertes läuft schon mal richtig gut. Wir verkaufen CDs in der Pause und unsere kostenlosen Plakate gehen besonders heute weg wie warme Semmeln. Wir müssen sie auch alle unterschreiben. Unter den Empfängern sind auch einige Kinder, denen wir sogar extra noch Blümelein und Marienkäfer dazu malen. Allerdings finde ich die Vorstellung, dass ein etwa achtjähriges Mädchen ein Spieltriebposter mit der großen Aufschrift „Staat-Sex-Amen“ in ihrem Kinderzimmer hängen hat, etwas seltsam finde. Aber warum nicht?
Auch heute spielen wir ein paar neue Songs, die ganz gut aufgenommen werden. Zu „Volkslieder“ wird sogar geschunkelt. Als Zugabe gibt es noch „Mitschlafgelegenheit“, auch einer unserer Neuen.
Im Anschluss erleben wir ein kleines Whisky-Tasting, denn Walter, der Cheffe vom Laden, ist Kenner und tischt uns teilweise Whiskys für 80 Euro pro Flasche auf. Einer davon hat 61% Alkohol. Ganz schön scharf, aber dafür haben wir ja Pipetten, mit denen wir den Whisky mit Wasser verdünnen können, bis er uns schmeckt.
Leider wird der schöne Abend etwas durch den Besuch einer Horde Nazis überschattet, die Walter aber freundlich heraus bittet, indem er ihnen erklärt, sie seien hier nicht erwünscht. Das nenne ich mal Courage. Ich hingegen muss mich etwas zwingen, ruhig sitzen zu bleiben und nicht in Panik auszubrechen. Die ungebetenen Gäste verschwinden aber und kommen auch nicht nochmal mit anderen Argumenten wieder. Zum Glück.
Es wird spät und später und hell und heller, bis wir den Parkplatz aufsuchen, auf dem wir heute übernachten. Mal wieder eine super Nacht mit vielen netten Menschen und Gesprächen.
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