07/25/09
Krone | Hattersheim | Vorausscheid zum 4. Rhein-Main Liedermacherwettbewerb
Bericht von Lennart
Kann man Musik gegeneinander spielen. Das kommt mir doch reichlich absurd vor. Warum aber machen wir dann bei so was mit? Ganz einfach, als „ausgezeichnetes“ Liedermacherduo erhoffen wir uns es bei der Auftrittsbeschaffung leichter zu haben, mehr Festgagen für uns raushandeln zu können und gute Veranstaltungsorte zu kriegen.
Also machen wir mit, beim 4. Rhein-Main-Liedermacherwettbewerb des Folk-Club Hattersheim. Heute steht der Vorentscheid an. Am Start sind außer uns auch noch Max Biundo aus Berlin, ein Niko aus Frankfurt/Main und Linda aus Mainz nebst Klapperkrambediener. Eine kleine Runde also.
Nachdem wir Hattersheim nach einer Woche gemischter Tätigkeiten in der Pfalz (Bürokram und Proben, Ausflugen und Abhängen) erreicht haben, kochen wir uns schnell noch ein paar Nudeln mit einer Gemüse-Tomatensoße, denn Künstlerverpflegung wird es heute Abend nicht geben. Also besser satt in die Kneipe. Ich springe auch noch schnell unter die Dusche, was an diesem Morgen nicht möglich war, weil unsere Wasservorräte zur Neige gingen, während Philipp sich freundlicherweise um den Abwasch kümmert. Konzertreisen sind echt aufregend, oder?
Mit dem Glockenschlag der Kirchturmuhr betreten wir um sieben die Gaststätte „Krone“ in der der heutige Vorentscheid stattfinden soll. Wir begrüßen die Kolleginnen und Kollegen und machen die obligatorische Klangprobe, nachdem Linda und ihr Trommler, dessen Namen ich peinlicherweise schon wieder vergessen habe, mit ihrer fertig sind. Auf der Bühne hört man quasi nichts von dem was aus den Boxen rauskommt und ein Rückhörsystem gibt es auch nicht. Das gezielte Spielen hat heute also mehr mit schätzen zu tun, vor allem bei unseren wechselnden Dynamiken und Führungsrollen kommt dem sich selber Hören eigentlich eine entscheidende Bedeutung zu, um die Volumina der Stimmen und Klampfen aufeinander abzustimmen.
Nachdem alle Künstlerinnen und Künstler da sind, wird die Reihenfolge des Abends ausgelost. Auf unserem Los steht die 1. Dennoch haben wir über eine Stunde Zeit, bis wir dann um 21.00 Uhr die Folge der Bühnendarbietungen eröffnen sollen. Daher spielen wir eine Runde Dart. Ich gewinne zwei Mal gegen Philipp, bzw. Philipp und Stammzuschauer Wolle (der heute mal wieder extra aus Coburg angereist ist). Weil die beiden Letztgenannten es nicht schaffen ein Feld auf der Dartscheibe gezielt zu treffen, kämpfen sie lange um den zweiten Platz. Darüber vergeht ihnen die Lust am Weiterspielen.
Ich setze mich daher zu Linda und ihren Gefährten, um mich nicht weiter zu langweilen und wir quatschen ein bisschen über Universität und Studium, Baccalaureus und Lehramt, Musik und Philosophie, Mainz und Oldenburg. Schließlich ziehen wir auch in den Dartraum um. Weil es kurz vor neun ist, gewinne ich schnell noch eine Runde gegen die Gefährten und dann müssen wir bitte schleunigst auf die Bühne. Soll ja nicht all zu zu spät beginnen.
Wir spielen eine kleine, eher ruhige Liedfolge von fünf Werken, die offensichtlich beim Publikum gut aufgenommen wird. Anschließend spielen Max, Niko und Linda in dieser Reihenfolge.
Max spielt eigentlich sehr traditionell anmutende Lieder, allerdings mit einer Gitarre, deren Signal per MIDI gleichzeitig auch noch an einen elektronischen Klangerzeuger gesendet wird, so dass es ihm möglich ist seine Gitarrenzupfmuster von zum Beispiel Streichern zu doppeln oder auch nur Waldhorn zu spielen, während er dazu singt.
Niko spielt gefühl- und druckvolle (je nach Lied) englischsprachige Lieder und glänzt vor allem mit seiner sehr schönen Stimme und seiner sehr kreativen, eher rockmusikalischen Gitarrenbegleitung.
Linda schließlich zieht mit einem ersten Song zu Felde, den ich wirklich groß finde. Geile, seltsame Rhythmik, die synchron von Gitarre und Cajon umgesetzt wird. Darüber ein eigenständiger, vor allem auch rhythmisch verschiedener Gesang. Hätt ich so wahrscheinlich nicht hinbekommen. Um so mehr Respekt vor dem Hintergrund, dass das der erste Auftritt des Duos war.
Die Preisrichter ziehen sich jetzt zur Beratung zurück. In der Zwischenzeit wird mir schon von Zuschauern gesagt, dass wir diese Runde wohl gewonnen hätten, was ich von mir weise, denn ihr habt ja jetzt auch gelesen, was ich bei wem wie gut fand. Als die Juroren wiederkommen fragt mich der Vorsitzende der Richter ob wir am 29.08. schon etwas vor hätten. Ich stelle fest, dass das das Datum des Endausscheids ist und spiele noch ein kurzes Spiel mit dem Konjunktiv.
Nach der Bekanntgabe des Siegers spielen alle noch ein paar Stücke. Wir tun das zwar ein bisschen betrunken aber die Qualität unserer Aufführung ist meines Erachtens noch nicht vollkommen grütze.
Nach Ende der Bühnendarbietungen bleiben wir noch eine gute Weile. Ich lerne noch einiges über „Äbbelwoi“ und wie man ihn trinken kann, bevor ich gegen viertel nach drei den Weg in meinen Alkoven finde, während Philipp noch zum Rauchen mit Wolle auf der Straße steht. Vor allem wissen wir eines: Hattersheim, wir kommen wieder!
PS: Wo euch Wörter eigentümlich erscheinen mag es daran liegen, dass ich viele Anglizismen der Musikersprache heute aus einer Laune heraus gegen synomye deutsche Termini getauscht habe.