09/12/09
Unrat | Kiel | Staat-Sex-Amen-Tour 2009
Bericht von Philipp
Wir kommen etwas früher als nötig in Kiel an, darum bleibt mir noch Zeit, Freunde, ja, fast schon Verwandte zu besuchen. Die Freundin meines alten Freundes David hatte Geburtstag und wichtige Prüfungen hinter sich gebracht. Darum wurde mit Freunden und Familie gefeiert. Überraschenderweise treffe ich sogar Davids Vater, meinen Patenonkel. Es wird ein witziger Spätnachmittag, der zum Abend wird, bis ich mich auf den Weg ins Unrat mache.
Mit Besitzer Philipp beginnen wir, Sofas zu rücken, um uns Platz für eine Bühne zu schaffen. Die Technik will heute nicht so richtig, darum zieht sich der Soundcheck in die Länge. Gast Max ist auch schon anwesend und leiht uns seinen Akustikverstärker, der auch schon den Bier-Tenören bei ihrem Auftritt im Unrat diente.
Der Laden ist heute mal schon früh gut besucht und was Publikumsdichte angeht wohl der beste unserer bisherigen Tour seit Anfang des Monats. Auch David und seine Schwester Joana, mit denen ich sozusagen aufgewachsen bin, sind anwesend, was mich besonders freut.
Wir spielen und treffen auf offene Ohren und alles läuft eigentlich sehr gut, bis sich ein erstes Knistern und Knacken aus meiner Gitarre bemerkbar macht. Ich ruckel etwas am Stecker und wir bringen den ersten Teil des Programms ohne weitere Zwischenfälle zu Ende.
In der Pause werden wir ein paar CDs los und schon geht’s weiter. Leider ist jetzt technisch völlig der Wurm drin. Meine Gitarre hört nicht mehr auf, unerwünschte Geräusche von sich zu geben. Wir tauschen das Kabel aus: Keine Verbesserung. Wir tauschen die Batterie aus: Geräusche weg. Prima! Wir spielen weiter, Geräusch wieder da. Spätestens in diesem Moment verlässt mich die Restgelassenheit völlig und ich frage mich was los sein kann. Es muss ja die Buchse sein (Da wo man das Kabel rein steckt), obwohl sie vor gar nicht so langer Zeit ausgewechselt wurde. Was tun? Lennart ist für ignorieren und weitermachen. Ich total dagegen. Dann geht Max, der uns vorhin schon den Verstärker besorgt hat, noch mal los und holt ne Konzertgitarre. Retter in der Not. Danke. Wir überbrücken die Wartezeit mit „Unmotiviert“, in dem nur Lennart Gitarre spielt. Das Ersatzinstrument kommt gut getimt zum Ende des Liedes an und das technische Problem ist auch sofort beseitigt. Das heißt, dass ich am Montag wohl mal wieder zum Gitarrendoktor muss.
Ich brauche etwas Zeit, um wieder rein zu kommen. Unvorhergesehene Probleme auf der Bühne sind halt echt eine Herausforderung und zumindest für mich eine nervliche Belastung.
Zu allem Überfluss zicken meine Stimmbänder nun auch noch rum. Sorry, dass dieser Bericht von solchen Komplikationen auf der Bühne geprägt ist, aber das ist alles was ich in diesem Moment im Wesentlichen wahrnehme. Gegen Ende lockert sich dann zum Glück alles wieder auf. Das liegt unter anderem daran, dass zwei Polizisten den Raum betreten. Anwohner hatten sich schon vorher beschwert und obwohl wir die Lautstärke schon etwas reguliert hatten, war es wohl immer noch zu laut. Ja ja, diese lauten Liedermacher.
Um das Ausmaß der Lärmbelästigung einzuschätzen, bleiben die beiden Herren einen Moment und sagen: „Wir hören uns mal ein Lied an“. Voller Freude verkündet Lennart: „Jetzt kommt ein Lied über Drogen!“ und wir spielen Schlafentzug. Befremdliche Situation, aber einer der beiden Gesetzeshüter lächelt sogar hier und da, während der andere mit Chef Philipp spricht. Es wird beschlossen, dass wir nicht zu laut sind, also gibt es noch ein paar Zugaben, bevor ich zusammenpacke, zum Bus gehe und mich schlafen lege. Das war heute etwas viel für mich, zumal ich von gestern noch leicht angeschlagen war. Morgen ist ein neuer Tag.