11/08/09
Café Vinyl | Wetzlar | Staat-Sex-Amen-Tour 2009
Bericht von Philipp
Wetzlar? Kenn ich nicht. Lerne ich aber heute kennen. Erste Fakten: Wetzlar liegt im so genannten Lahn-Dill-Kreis in der Nähe von Gießen und hat etwa 22.000 Einwohner. Früher wurde hier die Leica-Kamera hergestellt. Das Café Vinyl, in dem wir heute spielen, befindet sich in der von Fachwerk geprägten Altstadt. Da nehme ich mir gleich schon mal einen kleinen Erkundungsspaziergang für morgen vor.
Vorher passiert uns jedoch beim Parken ein kleines Unglück. Lennart erwischt eine Ecke eines Daches und schrotet dabei den Dachkoffer des Wohnmobils. Der besteht allerdings aus Kunstharz und kann geflickt werden. Wie stark die Ecke des Hausdaches beschädigt wurde, erfahren wir erst in ein paar Tagen. Zum Glück ist Café-Vinyl-Inhaber Jens mit den Besitzern des Hauses per Du und wird uns mitteilen, wenn ein ernsthafter Schaden entstanden sein sollte. Und dafür gibt es dann ja auch noch die Haftpflichtversicherung.
Nun laden wir erstmal aus und parken dann auf einem nahe gelegenen Parkplatz, auf dem wir glücklicherweise vorlösen, sprich die Parkuhr heute Nacht füttern und den Parkschein für drei Morgenstunden ins Fenster legen können. Ausschlafen für 75 Cent. Welch ein Glück!
Im Café Vinyl fühlen wir uns sofort wohl. Es hat den Namen daher, dass sich dort eine fabelhafte Plattensammlung befindet. Wir bekommen ein leckeres Chili serviert und zum Nachtisch dürfen wir uns auch noch ein Eis genehmigen.
Als wir mit dem Konzert beginnen, ist nicht besonders viel los. Das wird sich auch im Laufe des Abends nicht wesentlich ändern. Dafür haben wir heute aber endlich mal wieder die volle Aufmerksamkeit der knapp zehn Gäste. Zur eigenen Selbstbestätigung spielen wir heute wesentlich konzentrierter und besser als gestern. Das beruhigt mich.
Nach der Pause macht die Anlage ganz hässliche Geräusche, so dass wir spontan beschließen, unplugged weiter zu machen, was in diesem Rahmen zum Glück nicht nur funktioniert, sondern sich sogar als viel angemessener herausstellt. Jetzt kommen wir noch mal richtig in Fahrt und stellen einen noch direkteren Kontakt zum Publikum her. Und da ist es endlich wieder, dieses Gefühl, das ich in den letzten Tagen etwas vermisst habe: Die Spielfreude, die bei 100 Konzerten im Jahr natürlich nicht immer auf Knopfdruck da ist. Als Belohnung bekommen wir auch gute Reaktionen seitens des Publikums zurück. Es ist halt immer ein Geben und Nehmen. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus. Ein aufmerksamer Zuschauer, merkt, ob ein Musiker Spaß beim Spielen hat, oder nicht.
Zwar lassen die Abendeinnahmen etwas zu Wünschen übrig, aber das Feeling des Abends entschädigt dafür.
Ich genieße einen Erdnußbutter-Brownie und einen leckeren Kräutertee nach dem Konzert. Es läuft eine alte Bluesscheibe und ich fühle mich pudelwohl. Und morgen schaue ich mir ein Bisschen Wetzlar an.