11/26/09

Zum Falken | Weimar | Staat-Sex-Amen-Tour 2009

Bericht von Philipp

Unsere konzertfreien Tage haben wir bei Lennarts Tante in Jena verbracht. Sie und ihr Lebensgefährte haben uns bereits vorgestern zu einem kleinen Ausflug ins 20 km entfernte Weimar eingeladen. So konnten wir uns Goethes Gartenhaus und zahlreiche andere kulturschwangere Sehenswürdigkeiten ansehen. Darum sind wir heute erst gegen Abend angereist. Um 19 Uhr sind wir bei ein paar ehemaligen Erasmus-Kommilitonen meiner Freundin eingeladen. Das Essen ist das gleiche: Lasagne und Crostata (weiß nicht, ob es so geschrieben wird, ist aber ein mit einer Art Marmelade überzogener Kuchen). Nur sitzen wir heute halt in einer Runde in Weimar anstatt in der Toskana. Der (oder die?) Crostata (?) trägt unglaublicherweise den Schriftzug „Staat-Sex-Amen“ (Danke Solveig). Siehe Foto unten. Noch einmal sehen wir die Lettern dieses Wortspiels, das unsere diesjährige Tour betitelt. Die Tour neigt sich ja langsam dem Ende. Noch neun Konzerte stehen in diesem Jahr an. Zwar touren wir gleich Anfang Januar wieder weiter, allerdings mit neuen Plakaten und mit neuem Titel, bzw. keinem. Es sei denn, man bezeichnet „Spieltrieb auf Tour“ als Tournamen. Wir haben, was das angeht, für nächstes Jahr auf originelle Wortspielereien verzichtet (Nicht, dass wir da keine Ideen gehabt hätten, he he).
Nun ja, nach gehaltvollem Essen tauchen wir um 21 Uhr im Falken auf. So spät? Ja, so spät. Das Konzert ist nämlich für 23 Uhr geplant. Vorher scheint hier einfach nicht viel los zu sein. Wenn das an einem Donnerstag so ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Studentenkneipe handelt. Wie auch immer, die Lokalität ist mit zahlreichen alten Instrumenten dekoriert und hat trotz jetzt schon total rauchvernebelter Luft ihren ganz eigenen Charme. Vielleicht auch gerade deswegen.
Die Leute vom Laden wissen schon, warum sie uns so spät spielen lassen, denn Stück für Stück füllt sich der Raum und ist um elf auch wirklich voll. Wir beginnen und können die Aufmerksamkeit von zumindest einigen der sich unterhaltenden Menschen auf uns ziehen. Erstes Gejohle ernten wir auch schon. Zwar setzen sich ruhigere, textlastigere Stücke nur schwer durch, wir bekommen aber immer wieder Reaktionen in Form von Lachern und freudigen Blicken. Wir lassen ein Glas als Hut rum gehen und staunen nicht schlecht, als die locker 50 Gäste gerade mal den Boden des Glases mit Klimpermünzen bedeckt haben. Natürlich machen wir das alles nicht nur wegen des Geldes, aber es ist aus meiner persönlichen Perspektive schon etwas enttäuschend, wenn das eigene Dargebotene manchen, wenn überhaupt, gerade mal ein paar Cent wert zu sein scheint. Aber natürlich hat uns keiner darum gebeten, hier heute zu spielen und es handelt sich hier ja auch um verarmte Studenten, die an so was wie Livemusik als erstes sparen und sich lieber ein Bier mehr kaufen. Trotzdem werden wir einige CDs los und es macht Spaß zu spielen.
Zum Ende hin wird die Dynamik auch noch mal angekurbelt und die Leute wollen uns auch nach sechs Zugaben nicht mehr gehen lassen. Zwar ist es schon fast zwei Uhr, aber wie soll man Zugaberufe einfach so ignorieren? Also machen wir unserem Namen mal wieder alle Ehre und machen weiter. Um der nicht enden wollenden Zugabensektion schließlich ein Ende zu machen, spielen wir unseren Zehn-Minüter „Lethargie“ mit ausgiebigem Solopart. Danach hält sich das Zugabe-Rufen in Grenzen, so dass wir auch guten Gewissens Feierabend machen können.
Kurz darauf ziehe ich mich auch zurück, denn morgen stehen fünf Stunden Autofahrt und ein Liedermacherwettbewerb auf dem Plan, bei dem ich gerne voll einsatzbereit sein möchte.