12/02/09
Kollage | Berlin | Staat-Sex-Amen-Tour 2009
Bericht von Philipp
Gestern haben wir im besetzten Audimax der Uni Potsdam gespielt. Unsere Kollegin Miri von der Gruppe Lautmaler ist dort in den Bildungsstreik involviert und hatte uns gefragt, ob wir nicht für nen kleinen Auftritt vorbei kommen könnten. Da wir am nächsten Tag, also heute, ohnehin in Berlin spielen, war das kein großer Umweg, also sagten wir zu. Ein paar Tage vorher hatte unsere Kollegin Dota die Kleingeldprinzessin auch schon dort gespielt und nach uns spielt Jean Lemon dort. Wir halten das auch für eine gute Sache und obwohl wir bereits seit einem Jahr aus dem Studentenleben raus sind, zeigten wir uns solidarisch und versüßten den Besetzern ein wenig den Abend. Sie halten nun schon seit fast einem Monat die Stellung und der harte Kern freute sich sichtlich über unsere Darbietung. Lennart ging unmittelbar danach ins Bett, da er erkältungstechnisch ziemlich angeschlagen war. Ich blieb aber noch etwas mit den Protestierenden wach, die sich auf Sportmatten liegend Weihnachtsgeschichten vorlasen. Überhaupt unterhielt ich mich sehr gut und war froh, ein wenig an dieser Aktion teilzuhaben. Jemand erzählte mir, dass bereits einige Familien beschlossen haben, mit ihren streikenden Kindern dort Weihnachten zu feiern. Das stelle ich mir ziemlich toll vor, da dort bestimmt ein netter menschlicher Austausch stattfindet.
Aber heute ist heute und es geht nach Berlin. Nachdem der Wagen aus unerfindlichen Gründen nicht ansprang und uns der ADAC auf die Sprünge helfen musste, konnten wir auch endlich losfahren.
Schnell finden wir einen Parkplatz am Rande der Umweltzone. Als ich aus dem Wagen aussteigen will, sehe ich gleich erstmal ein paar Hundehaufen, die das Aussteigen sehr gefährlich machen. Ich merke, ich bin wieder in Berlin. Immer, wenn ich nach längerer Zeit in einer Stadt wie Hamburg oder Berlin ankomme, kriege ich erstmal einen kleinen Großstadtkoller. Zu viele Menschen, U-Bahn-fahren, schreiende Kinder und Polizei. In diesem Moment freue ich mich darauf, hier morgen wieder raus zu sein.
Nach zwei regenerierenden Stunden bei einer Freundin, die uns schon während der Aufnahmen zu „Ohrrangement!“ bei sich aufnahm, nehmen wir die Bahn in Richtung Meringdamm, wo die Kollage liegt. Für uns ist heute schon ein Bisschen Weihnachten, denn erstens liegen dort 100 Exemplare des Samplers „Kollage Nr. 1“, auf dem wir auch vertreten sind, für uns bereit, außerdem warten 30 frisch gelieferte Spieltrieb-Shirts auf uns. Unsere ersten vernünftigen Shirts. Mal sehen, ob wir davon ein paar los werden. Was den Weihnachtscharakter des Abends zusätzlich verstärkt, ist die Anwesenheit von vielen alten Freunden, Freundinnen, Bekannten und Musikerkollegen. Ein kleines Familientreffen sozusagen. All diese Tatsachen sorgen bei uns schon mal für eine feierliche Stimmung. Darum wird unser Konzert auch ein Riesenspaß. Vom ersten Moment an sind wir und die Leute ziemlich gut dabei. Locker und verplant spielen wir uns durch das Programm, das auch heute wieder viele von den neuen Liedern enthält. Es wird ein Fest und das müssen natürlich zahlreiche Zugaben verlängern. Wir sitzen und feiern noch lange und ich greife auch noch mal zur Gitarre. Das hat mir in letzter Zeit ziemlich gefehlt. Wenn man so viel auf der Bühne spielt, ist man oft froh, wenn man die Gitarre mal nicht in die Hand nehmen muss. Aber das freie einfach-drauf-los-spielen tut immer wieder gut. Berlin. So bunt, so dreckig und doch immer wieder schön