01/08/10

Grusewsky | Emden

Bericht von Philipp

Zum Glück haben wir es heute nicht so weit. Gerade mal 80 km müssen wir zurücklegen, darum fahren wir auch erst gegen fünf Uhr los. Das ist ganz gut, denn nach dem Abend im Polyester, der ziemlich spät geworden ist, kann ich mich noch etwas in meinem Bett bei ein paar Folgen „Stromberg“ und beim Anfang von „Kevin allein zu Haus“ ausruhen. Ewig nicht gesehen diesen Film. Ich muss gestehen, dass er mich in meine späte Kindheit zurückversetzt und mich in eine amerikanische Weihnachtsstimmung versetzt. Müsste ich jetzt nicht los, würde ich ihn wohl bis zum Ende anschauen.
Aber wir spielen ja heute in Emden und das ist gut so. Komisch, dass es fünf Jahre bis zu unserem ersten Gastspiel in unserer Nachbarstadt gedauert hat. Ort des Geschehens ist heute das „Grusewsky“, eine Kneipe, in der viel Livekonzerte stattfinden. Mehrere Leute versicherten uns auch bereits vorher, dass das der richtige Auftrittsort für uns sei.
Als wir ankommen, ist Ingo bereits da, der uns sofort Zugang zum Raum mit dem technischen Equipment verschafft und uns mit Kaffee und heißer Zitrone versorgt. Schnell haben wir aufgebaut und Sound gecheckt. So weit, so gut. Kurze Zeit später kommt auch Hakan, der Cheffe, bei dem wir auch heute nächtigen werden. Er hat auch für uns gekocht, daher gehen wir vor der Showtime noch hoch in seine Wohnung, die sich praktischerweise direkt über der Kneipe befindet. Sein Hund, genannt Reiser (nach Rio), ist klein und hat hübsches braunes Fell. Allerdings ist er sehr ängstlich und Fremden gegenüber scheu. Daher bellt er jeden sofort an, der ihm zu nahe kommt. Ich lasse ihn in Ruhe und gebe ihm Zeit, sich an mich zu gewöhnen. Er schaut seinen Besitzer äußerst skeptisch an, als wir die Treppe zur Wohnung hoch gehen. Als wolle er sein Herrchen fragen: „Willst Du die allen Ernstes mit zu uns in die Wohnung nehmen?“ Aber da muss er wohl mit leben.
In der Zwischenzeit hat sich die Kneipe auch schon gut gefüllt, also fangen wir bald an. Die Werbung ist ganz gut gelaufen, daher haben wir ein gemischtes Publikum, das gezielt wegen des Konzertes gekommen ist. Ein Gast kann sogar viele Stücke mitsingen. Es macht mir heute viel Spaß zu spielen und obwohl ich übermüdet bin und mit angeschlagener Stimme zu kämpfen habe, fühle ich mich wohl. Läuft alles ziemlich rund. Das sympathische Publikum bittet am Ende auch um eine Zugabe, was wir natürlich erfüllen. Der Hut, der heute rum gegangen ist, lässt sich auch wirklich sehen. Die Emder und Emderinnen wissen unsere Darbietung anscheinend zu schätzen und sind ziemlich großzügig. Danke dafür, wir können’s gebrauchen.
Bei einigen leckeren Getränken genieße ich noch die Stimmung an der Theke und lasse mich sogar dazu hinreißen, ein paar Lieder zu spielen. Eines von mir und dann werden noch ein paar Songs von Rüdiger Bierhorst und einige Joint-Venture-Klassiker ausgepackt. Schöner Abend, nette Leute und ein bisschen Geld in der Tasche. Was will man mehr?