01/23/10

Halbzeit | Dortmund

Bericht von Philipp

Nach ein paar Stunden Büroarbeit machen wir uns auf den Weg nach Dortmund, heute gerade mal 10 km. Vor der Abfahrt noch schnell unseren Haushalt in Stand gesetzt, sprich Wasser getankt, Klo geleert, Gasflasche nachfüllen lassen und noch einen Wochenendeinkauf gemacht. Wir sind wieder mittendrin im Touralltag und es macht mir richtig Spaß. Im letzten Jahr konnten wir uns wirklich an das gemeinsame Leben im Wohnmobil gewöhnen. Man lernt, wie man sich nicht im Weg steht und sich seinen eigenen kleinen Lebensraum schafft. Freie Tage bekommt man auch bestens rum und ich freue mich schon wieder auf morgen. Einen ruhigen Stellplatz mit Stromanschluss suchen und abends schön Tatort sehen.
Aber jetzt ist erstmal heute und wir spielen in Dortmund. Anja, Chefin von der Fußballkneipe „Halbzeit“ kündigt an, dass an unserem heutigen Auftrittsort zunächst das Spiel Dortmund gegen Hamburg angesehen wird. Während der ersten Halbzeit gehen Lennart und ich in den „Hexenkessel“ eine Currywurst essen. Auf dem Schild vor der Tür wird „die wahrscheinlich beste Currywurst der Stadt“ angepriesen. Im Nachhinein können wir das nicht unbedingt bestätigen. Oder die anderen Currywürste der Stadt sind so dermaßen schrecklich, dass diese hier ein Festschmaus dagegen ist. Sie ist völlig OK, der Ketchup ist für unseren Geschmack allerdings viel zu tomatig und die Portion auch nicht die Wucht. Sie bekommt die Note 5 von 10, das Ambiente 6 von 10.
Zurück in der Halbzeit ist auch schon fast Halbzeit. Wir bestellen uns das erste Bier, schreiben eine Setlist und schauen uns das Spiel an. Nach dem Tor für Dortmund schicke ich unserem Lieblingskneipier Tim aus Buxtehude eine SMS mit schönen Grüßen aus Dortmund und lege damit spaßeshalber meinen Finger in seine Wunde. Er ist nämlich knallharter HSV-Fan. Ich hoffe, er nimmt diesen kleinen Seitenhieb trotzdem nicht allzu ernst.
Wir nehmen etwas von der „Öhhhh-Fußball-Stimmung“ auf und freuen uns, dass Dortmund gewinnt. Wir denken zumindest, dass das für die Stimmung unseres Konzertes heute Abend gut sein könnte. Es kommen aber eher die HSV-Fans in den Laden. Sie waren nämlich im Stadion, scheinen die Niederlage aber gut zu verkraften. Natürlich ist es schwer für uns, uns heute durchzusetzen, hin und wieder gelingt es uns aber, die Aufmerksamkeit der trinkenden und redenden Fans auf uns zu ziehen. Außerdem sind ein paar Leute wirklich wegen uns hier und feiern und singen mit. Wir glauben kaum, dass manche von ihnen extra aus Münster und Köln angereist sind.
Wir geben heute gut Gas, was zum einen daran liegt, dass wir vor dem Konzert viel Zeit hatten uns in Stimmung zu bringen, außerdem müssen wir heute mehr Alarm machen. Wie gesagt, Fußball-Publikum. Es macht aber wirklich Spaß. Die Stimmung stimmt zwar etwas auf Kosten des sauberen Spielens, das geht aber nur am Ende des Konzertes wirklich den Bach runter. Wir sind zum Schluss einfach ein wenig zu knülle, kriegen das aber noch ganz gut hin. Wie in alten Zeiten fahren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Schlafplatz, der außerhalb der Umweltzone steht. Dort gibt es noch Würstchen mit Ei und einem klitzekleinen Schlag Kartoffelpü.