Bericht von Philipp

Dass es sich beim „Green Island Pub“ um einen Irish Pub handelt, liegt auf der Hand. Wir kommen schon am Nachmittag an und finden auch sofort einen kostenlosen Parkplatz in der Nähe vom Pub. Leider fahren wir uns beim Wenden im schlammigen Untergrund fest. Nach einigen erfolglosen Versuchen, fällt Lennart ein, dass man in so einem Fall etwas Druck vom Reifen ablassen soll. Ich schiebe vorne und so bekommen wir den Wagen aus der Falle. Da müssen wir morgen nur als erstes zur Tanke und Luft nachpumpen. Das war jetzt schon das zweite kleine Abenteuer in den letzten Tagen. Vorgestern ist der Motor auf einem steilen Berg verreckt, da der wenige Sprit, der noch im Tank war, aufgrund der Steigung nicht mehr beim Motor ankam. Zum Glück sind wir im ADAC und so kam der gelbe Engel auch schnell, füllte etwas Diesel nach und schon kamen wir weiter. Unser Touralltag ist also gerade wieder sehr aufregend.
Um 18 Uhr betreten wir den Pub, begrüßen das Personal und kurz darauf kommt auch Chef Andreas an. Er ist zunächst etwas skeptisch, ob die eine Box, die wir dabei haben, ausreichen wird, um den durch Wände und Balken etwas abgetrennten Eingangsbereich ausreichend zu beschallen. Dann lernt er aber von uns, dass man mit dem richtigen Ausgang am Mischpult auch die Stereoanlage im Raum mit einklinken, oder vielmehr eincinchen kann (kleines Wortspiel für Leute vom Fach). Nun sind alle zufrieden.
Wir unterhalten uns kurz mit Andreas und erfahren, dass es den Pub seit 13 Jahren gibt und der Raum die ehemalige Wohnung seiner Eltern ist. Er ist also „born and raised“ in Zeitz und auch immer hier geblieben. Im Gegensatz zu vielen anderen. Er erzählt uns, dass seit der Wende von 50.000 Einwohnern nur noch 28.000 geblieben sind. Mein Eindruck, den ich beim „Zeitz-Seeing“ heute Nachmittag von der Stadt bekommen habe, passt dazu. Manche Strassen schaffen eine Geisterstadt-Atmosphäre. Ein leer stehendes und verfallenes Haus nach dem anderen. Keine Uni, wenig Arbeit und kaum Kultur. Gut also, dass Andreas mit seinem Pub die Stellung hält und mit regelmäßigen Livemusik-Veranstaltungen etwas für das Leben in der Stadt tut. Wir helfen da natürlich gerne mit.
Wir fangen um 20:15 Uhr an und spielen das erste Set. Unsere Befürchtung, heute ein typisches Irish-Pub-Publikum zu haben, das es gewohnt ist, dass da irgendwo einer in der Ecke steht und englischsprachige Songs covert, während man trinkt und sich unterhält, scheint unbegründet gewesen zu sein (Was für ein Satz!). Die Leute sind da, um zuzuhören und es scheint ihnen zu gefallen. Gerade die älteren Gäste amüsieren sich sichtlich. Auch die, die links von uns an der Theke stehen und reden, schauen und hören auch immer wieder mal hin. Natürlich könnten es wie immer mehr sein, aber für einen Dienstagabend und unser erstes Gastspiel in Zeitz völlig OK.