04/10/10
KaufBar | Braunschweig
Bericht von Philipp
Wir sind bereits seit gestern in meiner alten Heimatstadt und ich habe mich bei Verwandten eingenistet. Sie wohnen in der Adolfstrasse. Ein paar Häuser weiter ist meine Mutter aufgewachsen und zwei Straßen weiter ich. Natürlich habe ich bereits gestern meinen üblichen Nostalgiespaziergang gemacht.
Auf dem Weg zur KaufBar, den ich wie dieser Tage jede Strecke zu Fuß auf mich nehme, gehe ich zum Friedhof in der Helmstedter Straße, auf dem mein Opa, bzw. seine Urne, begraben liegt. Seit der Beerdigung war ich dort nicht. Leider ist heute Samstag und niemand da, der mir sagen kann, wo sich das Grab befindet. Um 18 Uhr muss ich auch schon in der KaufBar sein, vertage diesen Verwandtenbesuch also auf Montag, wo ich mich ja noch in der Stadt befinden werde. Dafür beschließe ich, heute Abend das Lied für meinen Opa, das auch auf die neue CD kommen wird, zu spielen. Das geschieht eher selten, darum heute erst recht.
Kurz nach mir trifft auch Lennart ein und wir tragen alles, was wir brauchen, und heute brauchen wir unser gesamtes Equipment, aus dem Wagen. Blitzschneller Soundcheck und dann noch fix ne Setlist geschrieben. Danach gibt es eine leckere Spaghetti Sojanese, die so gut und wenig ist, dass ich Nachschlag erbitte.
Melvin und sein Pianist Tobi sind auch bereits da. Zusammen sind sie „Krachsalat“ und machen heute ein Vorprogramm für uns.
Wie bei unserem letzten Auftritt in der KaufBar im vergangenen Jahr, strömen die Leute pünktlich ab 20 Uhr herein und wir müssen noch einige Tische in den Keller tragen und weitere Stühle dazu stellen. Wenn das mal öfter so wäre.
Wir können also auch relativ pünktlich anfangen. „Krachsalat“ legen los. Sie spielen ohne Anlage, was auch ganz gut rüberkommt. Melvin hat mich ja schon beim Braunschweiger Liedermacherzirkus vor zwei Wochen begeistert, was er heute abliefert, toppt das ganze aber noch mal. Absolut unterhaltsam, tolle Texte, gute Ansagen und eine Heinz-Rudolf-Kunze-Parodie zum Wegschmeißen. Als ob die Meßlatte nach dem Konzert im letzten Jahr nicht schon hoch genug liegen würde. Mal schauen, ob wir da gut anknüpfen können.
Und wieder ist sie da, diese Magie oder wie auch immer man das nennen will. Vom ersten Ton an sind wir total drin, aufeinander abgestimmt und die Leute voll dabei. Ich schätze, dass es locker 50-60 Zuschauer sind. Strahlende Gesichter. Es werden ganze Texte mitgesungen, dicker Applaus gegeben und bei „Hits“ bereits am Anfang des Liedes applaudiert. Die Pause zieht sich aufgrund des Andrangs am Merchandise ewig in die Länge. Am Ende gibt es 7-8 Zugaben und Standing Ovations für uns. Unglaublich. Es ist mir schon fast unheimlich. Wir ernten zwar in der Regel immer ganz gute Reaktionen, das hier heute war aber richtige Rockkonzert-Euphorie. Und das nicht, weil ich aus Braunschweig komme (seit meinem 12. Lebensjahr wohne ich hier nicht mehr und habe zu niemandem von früher Kontakt) oder weil die Leute betrunken wären. Nein, wir scheinen uns hier bereits einen kleinen Fankreis erspielt zu haben. Der Laden zieht aber wohl auch ein konzertwilliges und zuhörbereites Publikum an.
Danke Braunschweig, danke KaufBar. Solche Abende entschädigen mehr als genug für so manche Durststrecke als Musiker. Danke!