04/22/10

Kulti-Beiz | CH-Wetzikon

Bericht von Philipp

 

Spieltrieb in der Schweiz. Wie ist es dazu gekommen? Als wir im Dezember vergangenen Jahres im Rahmen der Studentenproteste für ein besseres Bildungssystem im besetzten Audimax der Uni Potsdam spielten, kam ich später mit Simon ins Gespräch. Simon kommt aus der Schweiz, studiert zwar gar nicht, war aber bei einigen besetzten Unis mit dabei, um die Proteste zu unterstützen. Er fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, mal bei ihm in der Schweiz zu spielen. Es war natürlich damals schon klar, dass das nur zu realisieren ist, wenn wir ohnehin im Süden unterwegs sind. So hat es sich ergeben, dass wir einen Auftritt für Ende April in der Kulturfabrik in Wetzikon ausmachten. Dort wohnt Simon in einer WG, die sich auf dem Gelände der Kulturfabrik befindet.

Simon empfängt uns auch gleich bei unserer Ankunft und wir parken unser Mobil direkt zwischen seiner Haus-WG und der Kulturfabrik. Diese alte Fabrik wurde in den 80er Jahren von ein paar Freaks zu einer Kulturstätte umfunktioniert. Später wurde das ganze Gelände gekauft und ist nun im Besitz des Kulturvereins. Es befindet sich hier auch eine Wagenstraße für umfunktionierte Bauwagen im Peter-Lustig-Style. Es hat uns also wieder mal an einen ganz besonders bunten Ort verschlagen. Wir fühlen uns sofort gut aufgehoben und kommen schnell mit den ersten Bewohnern ins Gespräch.

Erste interkulturelle Herausforderung ist natürlich die Sprache. Zum Glück können die meisten hier auf hochdeutsch umschalten, ansonsten hätten wir wohl arge Probleme, haben wir doch die Menschen im Schwarzwald schon kaum noch verstanden. Zweite Herausforderung ist die Stromversorgung für unsere Anlage. Zwar haben die Steckdosen hier die selbe Spannung, sind aber so designt, dass unsere fetten Schuko-Stecker nicht passen. Es werden aber schnell passende Überbrückungskabel von den Leuten der „Kulti“ bereitgestellt.

Wir sind natürlich sehr gespannt, was heute so passieren wird. Unser erster Auftritt in der Schweiz. Dass die Leute uns verstehen werden, davon ist auszugehen, spielt sich doch die Schriftsprache und das Fernsehen auch hier in hochdeutsch ab. Trotzdem sind wir neugierig, wie unsere Lieder hier so ankommen werden. Außerdem ist es schön (Euro, praktisch und schön und gut), sich auf eine fremde Währung zu freuen. Denn egal, wo ich in den letzten Jahren so war, Irland, Italien, Österreich, überall wird ja mittlerweile in Euro bezahlt. Heute werden wir also unsere ersten Franken und Rappen verdienen.

Ab 21 Uhr kommen auch mehr und mehr Leute, bis beschlossen wird, mit dem Konzert zu beginnen. Geschätzt sind etwa 30-40 da. Wir staunen, denn einige von ihnen kennen unsere Lieder bereits und können Texte mitsingen. Das ist doch mal was. Überhaupt wird viel zugehört und es werden uns begeisterte Blicke zugeworfen. Nicht nur wir scheinen uns heute Abend verstanden zu fühlen.

Der Abend klingt aus, doch ich möchte in diesem Bericht mal etwas über den Abend hinaus gehen: Da wir nun fast zwei Wochen frei haben, bleiben wir noch einige Tage auf dem Grundstück der „Kulti“. Schließlich ist Wochenende und wir verbringen Zeit mit den Bewohnern, hängen am „Pfäffi-See“ bis zum Sonnenuntergang ab, schauen uns Zürich an, sitzen im hauseigenen Kino und sehen den zweiten „Che“-Film „Guerilla“, spielen Boule, sitzen am Lagerfeuer, kurz gesagt, wir verbringen ein paar richtig sorglose Tage.

Wir bedanken uns bei Simon, Jeanette, Adi, Zanki, Debi, René, Thomas und allen, deren Namen mir jetzt nicht mehr einfallen. Es war schön bei euch. Danke!