05/05/10
Café Carina | Wien
Bericht von Philipp
Ich für meinen Teil bin heute zum ersten Mal in meinem Leben in Wien. Gut, dass wir die nächsten zwei Tage frei haben, um uns diese besondere Stadt anzusehen. Da wir im Moment sehr weite Strecken zwischen unseren Auftritten zurücklegen, ist ohnehin nicht davon auszugehen, dass wir in irgendeiner Form Geld verdienen werden, von daher müssen wir unser Gastspiel in Wien eher als einen kleinen Urlaub mit einem Konzert sehen.
Ein alter Bekannter aus frühen Spieltrieb-Tagen wohnt mittlerweile seit einigen Jahren in Wien und hat seit dem immer wieder versucht, uns zu einem Kontert in dieser Stadt zu bewegen, und nun ist es endlich so weit.
Wir kommen mal wieder ziemlich pünktlich an und finden auch zum Glück schnell einen Parkplatz in der Kurzparkzone, die bis morgen früh um 9 Uhr gebührenfrei ist.
Im Café Carina begrüßen wir Thomas, der mit uns auch schnell und professionell den Soundcheck macht. Wir kommen ja recht selten in den Genuss eines guten Sounds, aber heute haben wir ihn. Während wir soundchecken, trifft auch Lutz, unser Bekannter, ein. Freudiges Wiedersehen nach mittlerweile über drei Jahren. Er teilt uns mit, dass er auch schon ein kleines Sightseeing-Programm für uns zusammengestellt hat. Außerdem hat er alle seine Freunde und Mitbewohner zum Konzert eingeladen.
Da wir die nächsten Tage bei Lutz verbringen werden und nicht unbedingt morgen früh umparken wollen, suchen wir vor dem Konzert noch einen dauerhaft kostenlosen Parkplatz jenseits des „Gürtels“. Leider haben die meisten Leute um diese Zeit schon Feierabend und es ist alles, einfach alles zugeparkt. Nach erfolgloser Suche geben wir auf und sind schon froh, wieder einen Platz in der Kurzparkzone zu finden, der allerdings nur bis morgen um 8 Uhr frei ist.
Im Carina ist schon ein bisschen was los, wobei uns ein Derby zweier Wiener Fußballmannschaften wohl einiges an Zulauf stiehlt. Dafür sind einige von Lutz’ Bekannten da. Wir legen los, standardmäßig mit „Dieses Lied“. Die ersten erfreuten Blicke werden auch schon geerntet. Besonders Lutz’ Anhang ist gut dabei und lacht bei nahezu allen Pointen. Im hinteren Bereich wird Billard gespielt und sich unterhalten, aber auch hin und wieder von uns Notiz genommen. In der Pause gehen wir das erste Mal mit unserem Hut rum. Es sind sogar wieder Menschen da, die wir nicht kennen, sie dafür aber uns. Sie wünschen sich „Keine Ahnung“ und „Schönes Gesicht“ und wir versprechen natürlich, diese Wünsche im Laufe des Abends noch zu erfüllen.
Am Ende werden Zugaben eingefordert und schließlich sind wir pünktlich um Mitternacht fertig. Es war kein euphorisch-rauschenes Fest, aber wir haben wohl einige neue Liebhaber gewonnen, die uns das auch durch CD-Käufe bestätigen.
Gemeinsam mit Lutz machen wir uns dann mit dem Wohnmobil auf den Weg, in der Hoffnung bei ihm in der Nähe einen Dauerparkplatz zu finden. Es scheint aber wieder aussichtslos. Wir gurken durch die Straßen und stellen fest, dass Wien definitiv ein ernstes Parkplatzproblem hat. Zumindest, wenn man es des Nachts versucht. Ich glaube, so heftig war das für uns noch nie. Selbst in Städten wie Hamburg, Berlin oder sogar Köln hat man mehr Erfolg. Als wir eigentlich schon aufgegeben haben, findet sich auf einmal eine Parzelle. Wir können es kaum glauben und überprüfen bis auf’s Genaueste, ob wir da wirklich stehen dürfen. Wir fragen sogar noch einen Taxifahrer, aber tatsächlich: Wir können dort stehen. Wir packen unsere Sachen und laufen zu Lutz. Wir stauen nicht schlecht, wie man hier wohnen kann. Schon der Hausflur des Altbaus wirkt unglaublich nobel: Hohe, stuckverzierte Decken und ein Fahrstuhl liegen auf dem Weg in die Wohnung, die nicht minder gut ausgestattet ist. Viel Platz, ein Designer-Badezimmer mit einer Badewanne, auf die ich es natürlich sofort abgesehen habe und ein Wohnzimmer, das mit Leinwand und Beamer ausgestattet ist. Tja, so ist das wohl wenn man Geld verdient und sich ein wenig Lebensqualität leisten kann.