05/13/10

"Irish Pub" | Coburg

Bericht von Philipp

Noch stehen wir in Nürnberg rum und haben es nicht eilig, denn nach Coburg ist es nicht so weit, außerdem müssen wir erst um 19 Uhr da sein. Wir nutzen die Zeit, und hören noch etwas in unsere Liveaufnahmen rein und werten sie aus. Schließlich soll es bald an das Abmischen gehen. Gegen 17 Uhr fahren wir los und hören während der Fahrt das Album der Blöckflöte des Todes „Wenn Blicke flöten könnten“. Ich hatte mir die CD bestellt und mich darauf gefreut, das Ergebnis von eineinhalb Jahren Arbeit endlich zu hören. Es ist ein wirklich gutes und musikalisch abwechslungsreiches Album geworden. Wir können es nur jedem ans Herz legen. Wir sind auf einem Track übrigens auch vertreten. Lennart spielt Klarinette und wir beide singen im Koks-Chor des Songs „Alles wird teurer“ mit. So viel dazu.
Bei der Ankunft beim Irish Pub in Coburg müssen wir etwas warten, da noch niemand da ist. Kurz nach uns kommt aber unser treuer Konzertbesucher Wolle, der uns schon in Berlin und Leipzig gesehen hat, heute aber in seiner Heimatstadt auch mit dabei ist. Endlich schaffe ich es, ihm das Buch wieder zu geben, das er mir vor einem dreiviertel Jahr geliehen hat.
Der "Irish Pub" verdient seinen Namen eigentlich nur aufgrund der Einrichtung und der Tatsache, dass man Guinness und Kilkenny trinken kann. Die Musik besteht eher aus Rammstein, Metalkram und schlechten 80er-Jahre Hits. Wahrscheinlich gab es mal einen anderen Besitzer und der Laden wurde einfach samt Inneneinrichtung und Zapfanlagen übernommmen.
Heute ist Vatertag und schätzungsweise liegt die Hälfte der männlichen Bevölkerung bereits irgendwo an einem Straßenrand im Koma. Außerdem ist heute das Relegationsspiel zwischen Nürnberg und Augsburg, was uns hier in Coburg auch einige potentielle Gäste rauben wird.
Es ist also nicht viel zu erwarten. Und wie erwartet, kommen auch nicht viele Leute. Vielleicht 20-30 Leute schaffen es immerhin. Allerdings verteilen sich diese in dem großen Raum so, dass es ziemlich leer aussieht. Außerdem interessiert es auch höchstens die Hälfte, was wir machen. Trotzdem tun wir so, als würde hier heute die große Rockshow abgehen. Nützt ja nichts. Einige können wir daher wieder begeistern. Vor allem zwei Typen, die leider erst beim vorletzten Lied eintrudeln.
Was den finanziellen Aspekt angeht, scheint uns gerade eine Pechsträhne zu verfolgen. Mit etwa 60 Euro Reingewinn (für uns zwei zusammen) bei fünf Konzerten könnte das der mieseste Monat unserer Laufbahn werden. Und das vor dem Sommerloch, über das wir ja auch noch kommen müssen. Eigentlich haben solche Zahlen in einem Tourbericht vielleicht nichts zu suchen, aber andererseits ist das auch ein Teil unseres Touralltags. Wir müssen Geld verdienen und das tun wir im Moment so gar nicht.
Wir trinken noch einen Absacker und dann hilft uns Wolle, unsere Sachen zum Wohnmobil zu tragen. Morgen geht’s nach Göttingen und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich alles zum Guten wenden wird.