06/05/10
Kölibri | Hamburg | Spenden für Viva con Agua
Bericht von Philipp
Es ist Sommer und ich laufe von der Schanze nach Pauli. Zielort ist der Hein-Köllisch-Platz. Hier befindet sich das Kölibri, ein Kulturzentrum, dass sich auch in Sachen Sozialarbeit stark macht und beispielsweise Deutschkurse anbietet. Zeitlich haben wir noch keinen Stress, darum gehe ich nach einer kurzen Begrüßung und dem Abladen meiner Sachen zum Kiosk gegenüber. Der hat gerade Hochkonjunktur, denn alle halten sich draußen auf und müssen sich mit Getränken und Tabakwaren eindecken. Außerdem ist hier auf dem Platz Flohmarkt. In der Hand eines Kioskbesuchers entdecke ich das Spiel „Hinterhalt“, das er wohl gerade beim Flohmarkt erworben hat. Kennt einer noch dieses Spiel? Ich erinnere mich, dass als Kind mal besessen zu haben.
Zurück im Kölibri, müssen mal wieder technische Probleme beseitigt werden. Außer Lennart ist mal wieder niemand da, der von irgendwas nen Plan hat. Irgendwie bekommen wir es dann hin, eine akzeptable Beschallung für den heutigen Abend einzurichten.
Lennart und ich machen heute CD-Tausch. Er bekommt von mir das Album der Blockflöte des Todes, die wir geschickt bekommen haben, dafür hat er für mich das neue Album der „Intelligenzia“, einem Nebenprojekt unseres Liedermacherkollegen Totte, mit dem sich Lennart gestern Abend getroffen hat.
Mittlerweile ist auch Autor Ahne aus Berlin angekommen. Er wird heute unter anderem aus seinen „Zwiegesprächen mit Gott“ vorlesen. Kurz bevor wir den Abend beginnen, erscheint auch Wolfgang Müller, den wir heute zum ersten Mal persönlich treffen und den wir für seine Songs sehr verehren. Wir haben Glück, mit ihm zusammen zu spielen, da er aufgrund von Familienexpansion im Moment eigentlich gar keine Konzerte gibt.
Wir beginnen unser etwa einstündiges Set. Es ist unser erster Auftritt seit zwei Wochen, was für uns ja ziemlich lange ist. Erwartungsgemäß müssen wir erstmal wieder reinkommen. Wir sind beide etwas aufgeregt, außerdem ist es widerlich warm und stickig. Schwitzen ist also angesagt. Ich freue mich trotzdem, da während wir spielen, einige gute alte Freunde von mir den Raum betreten, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Schön, dass ein Auftritt von uns, alte Freunde wieder zusammenbringt. Am Ende müssen wir dann sogar zwei Zugaben geben.
Im Anschluss begrüße ich erstmal die vielen Freunde und akklimatisiere mich rauchend vor der Tür. Danach geht’s wieder rein, denn ich will ja Ahne zuhören, der die Leute mit seinen skurrilen Gedichten, Geschichten und Gedanken sehr gut unterhält. Ahne wurde 1968 in Ostberlin geboren und wurde nach der Wende arbeitslos und Hausbesetzer. Man kann sich vorstellen, dass seine Werke keine schnarchnasigen, pseudointellktuellen Ergüsse sind, sondern den gewissen Biss und Witz haben.
Nahtloser Übergang zu Wolfgang Müller, der einfach fantastisch ist. Obwohl ich seine Songs bisher nur als Studioaufnahmen mit tollem Bandarrangement kenne, vermisse ich nichts dabei, ihn nur mit der Gitarre zu hören. Die Akkorde, die er greift, hab ich selbst wohl noch nie gespielt und er erzeugt eine Klangfülle, die man mit einer Gitarre und einer Stimme erstmal hin bekommen muss. Dazu ist er sehr locker auf der Bühne und geht mit der teilweise spürbar mangelnden Live-Routine total easy um. Hinterher schmieren wir uns alle noch ordentlich Honig um den Bart und tauschen mit Ahne Bücher gegen CDs, für uns eine Seltenheit. Wolfgang hat leider keine Tonträger mit, aber das lässt sich sicher auch mal nachholen.
Vielen dank an alle, die da waren. Viva con Agua.