08/08/10

Kappeln | Bootstaufe auf der Stapelfeldt Werft

Bericht von Lennart

Es ist früh am Morgen. Wir stehen auf dem Festivalgelände des Staatsforsten auf während einige Besucher und Festivalorganisatoren noch gar nicht schlafen waren. Unser Plan ist es, um neun Uhr loszukommen, damit wir Kappeln rechtzeitig erreichen. Uns erwartet eine lange Strecke von Vechta bis dort. Ich koche mir schnell einen Kaffee und biete meinem gerade erwachenden Nachbarn auch einen an. Wir treffen noch ein paar Leute, von denen wir uns verabschieden können und auf geht’s Richtung Schlei. Wir kommen aber nicht weit, denn wenige Meter hinter dem Festivalgelände hat sich die Polizei zur allgemeinen Verkehrskontrolle postiert. Ich darf pusten und habe 0,00 Promille. Na dann kann’s ja weitergehen.

Auf der Strecke fragt Philipp, ob wir denn eigentlich bei der Bootstaufe, bei der wir heute spielen sollen, unsere eigene Anlage brauchen. Ja! Er hat allerdings sein Mikrofon nicht dabei und so telefoniert er mit unserem langjährigen Wegbegleiter Flo, der inzwischen in Kappeln wohnt und über den der Auftritt auch zustande gekommen ist. Flo wird sich drum kümmern, auch wenn er noch nicht weiß wie.
Die Fahrt verläuft glücklicherweise ereignislos. Natürlich wieder die kilometerlangen Baustellen auf der A1 zwischen Bremen und Hamburg, aber ansonsten alles easy.

Kurz nach zwei erreichen wir die Bootswerft Stapelfeldt, wo der junge Bootsbauer Jo, etwa in unserem Alter, für sich selbst in seiner Freizeit eine Gaffelkutteryacht innerhalb von sechs Jahren gebaut hat. Das Boot ist wirklich schmuck, wie es da an Land steht. Aber es ist ja Stapellauf und schon wird auch der Sekt gegen das Schiff geschmissen und es rutscht ins Wasser. Ist total spannend, mal bei so ner Aktion dabei zu sein. Hat man ja nicht alle Tage. Aber als Musiker kann man eben Festlichkeiten jeder Couleur erleben, wenn man bereit ist, mitzumachen. Willi, der Chef der Stapelfeldt-Werft verkündet in diesem feierlichen Rahmen übrigens, dass Jo die Werft übernehmen wird.

Da es schon die ganze Zeit regnet (die Gäste stehen überwiegend in Ölzeug in der Gegend rum) quetschen wir uns und unser Equipment unter ein kleines Zeltdach, das da aufgestellt ist und warten noch eine Weile. Erst mal ist das Kaffee-Kuchen-Büffet dran. Nachdem sowohl wir als auch die Gäste sich bedient haben, beginnen wir ein bisschen Musik zu machen. Etwa eine Stunde spielen wir und haben dabei schnell ein Programm abgestimmt, das augenscheinlich zu den anwesenden Gästen passen könnte. Größtenteils Menschen ab 40 aufwärts, überwiegend deutlich aufwärts. Beim zweiten Lied, Sonnenbrand, steht ein Mädchen neben der Bühne und sagt sofort: „Das kenn ich.“ So was macht uns natürlich stolz. Während wir das Lied spielen kommt sie dann zu mir und fragt: „Warum singst du denn nicht?“ Ich antworte: „Weil ich gerade nicht dran bin“, und muss dann auch schon los singen, weil der Refrain kommt. Sehr witzig, wenn man sich während des Auftritts noch mit Kindern unterhält. Die Zeit verrinnt und wir sind im Nu fertig. So ne Stunde ist aber auch ein Klacks.

Nach dem Auftritt bauen wir recht fix ab, denn Philipp möchte Kappeln mit dem letzten Bus nach Süderbrarup um neunzehn Uhr irgendwas verlassen, um von dort aus mit der Bahn weiter nach Oldenburg zu fahren und wieder zu Hause zu sein. Ich habe mich entschieden auf der Feier zu bleiben. Mit Flo bringe ich noch das geliehene Equipment bei der Familie des Ausleihers vorbei, zum Glück lies sich das problemlos organisieren, und bedanke mich an Ort und Stelle.

Weil ich Philipp zum Bahnhof bringe, muss ich allerdings eine kleine Runde Segeln ausschlagen, was mir durchaus schwer fällt. Daher entwickele ich später den Plan als nächstes nach Flensburg zu fahren und dort mit einem Bekannten zu Segeln. Aber erst mal feiere ich noch mit den Leuten an Ort und Stelle, habe einige interessante Gespräche, lerne einen sympathischen Freak kennen und gucke mir natürlich das Boot von Jo noch mal aus der Nähe an. Ist wirklich wunderschöne, erstklassig gearbeitete Handwerkskunst. So ein schön geformtes Holzwerkstück. Hätt ich auch gern, kann man wirklich nichts gegen sagen. Aber statt weiter zu träumen, wird jetzt erst mal geschlafen.