08/14/10
Suhl | Sommerfest von Die.Linke
Bericht von Lennart
5:10 Uhr. Mein Wecker klingelt. Es ist Samstag und ich hatte gestern zwar Lust auf die Piste zu gehen, wenn ich schon mal nach langer Zeit wieder in Oldenburg bin, aber das habe ich klugerweise bleiben lassen. Jetzt wird es mir mit einem flauen Magen gedankt. Liegt wahrscheinlich einfach an der unnatürlichen Aufstehzeit. Kaffee und Kippe vertrage ich jedenfalls nicht sonderlich gut, aber komme nicht umhin, diese Standardprozedur trotzdem durchzuziehen. Wenig später ruft Philipp an, um zu checken ob ich denn tatsächlich schon wach bin. Er weiß wie schwer es mir fällt zu solch unorthodoxen Zeiten aufzuwachen. Danke dafür. Wir treffen uns um 06:42 auf dem Gleis, denn heute geht es mal mit der Bahn zum Auftritt ins thüringische Suhl. Dort veranstaltet die.Linke ihr jährliches Sommerfest und als musikalischer Act sind wir gebucht. Später am Tag erfahren wir, dass in den vorangegangenen Jahren Martingo und Kalter Kaffee als Liedermachings dabei waren und so befinden wir uns also in bester Gesellschaft.
Die Bahnfahrt ist vor allem eins: lang. Ich lese die gesamte „mobil“ und finde sogar zwei bis drei interessante Artikel in dem Käseblatt der Bahn. Nach den komfortablen ersten zwei Stunden im ICE gibt es auch nur noch Bummelbahnen um weiter zu kommen. Wir waren ja schon ein paar Mal in Suhl, aber erst durch die Bahnfahrt wirkt der Ort irgendwie abgelegen. Das ist eigentlich gar nicht so krass. So verändert ein Verkehrsmittel die Wahrnehmung der Welt. In Suhl müssen wir dann auch noch Bus fahren, um zu unserer Location, dem Haus der Volkssolidarität, zu gelangen. Wegen der günstigeren Bahntickets sind wir bereits um halb eins da. Die Ortsgruppe hat gerade erst angefangen, die Biertischgarnituren aufzustellen. Einen Kaffee gibt es auch noch nicht. Daher nehme ich eine Cola und vertreibe mir die Zeit mit zu vielen Zigaretten. Philipp versucht im „Backstageraum“ noch ein bisschen Schlaf zu finden. Als die Aktion um 14.00 Uhr beginnt, macht den Anfang eine Blockflötengruppe aus einem Kinderheim. Blockflöten können ja gut klingen, aber dann müssen sie erstens gestimmt werden und zweitens gekonnt geblasen. Beides ist hier offensichtlich nicht der Fall. Hu, was steht uns noch alles bevor...
Das Programm entpuppt sich als bunt und vielfältig. Unser erstes Set (wir sollen dreimal eine halbe Stunde spielen) beginnen wir nach der Rede von Bodo Ramelow, der sogar mir namentlich was sagt. Wir spielen einen kleinen bunten Strauß und dann heißt es wieder warten. So geht das eine ganze Weile, bis dann endlich auch unser drittes Set vorbei ist. Schön, wir haben es hinter uns. Nach uns soll noch „Haase solo“ spielen. Dahinter verbirgt sich der Liedermacher Christian Haase, der als Reinkarnation Gundermanns gefeiert wird, der ohne seine sonst anwesende Begleitband, teilweise die alten Weggefährten Gundis, auftritt. Ich bin gespannt, was Haase so macht und trinke ein paar Bier, während der Leipziger seine Lieder intoniert. Schön, schön. Aber vieles davon ist nachgespielt, wobei man sagen muss, dass Haases Interpretationen durchaus überzeugen können. Trotzdem bin ich ja nicht so der Freund von nicht eigener Musik.
Mit Haase vereinbare ich, das er mich anruft, wenn er und sein Manager André sich entscheiden sollten, in die für uns vier gebuchte Gästewohnung einer Wohnungsbaugesellschaft nachzukommen. Dann laufe ich dort hin und gucke nur kurz mit Philipp, der schon früher hier hin gefahren worden ist und sich erst mal in die Badewanne gelegt hat, fern. Wir einigen uns auf Spongebob, aber die Folge ist schnell vorbei und ich bin vor allem hundemüde vom frühen Aufstehen. Also gehe ich, so gegen zehn, ins Bett.
Um halb zwei erwache ich noch mal und sehe, dass Haase versucht hat mich anzurufen. Auf dem Anrufbeantworter höre ich André sagen: „Mach jetzt die Tür auf, sonst reiß ich dir den Spargel raus.“ Ich habe keine Lust den Spargel rausgerissen zu bekommen und rufe zurück. Andrés Anruf ist zwar eine dreiviertel Stunde her, aber ich denke mir, dass könnte ja immer noch aktuell sein. Tatsächlich erreiche ich aber nur des Haasen Mailbox, die mir erzählt, dass ich außerhalb seiner Geschäftszeiten anrufe. Das hätte ich mir um halb zwei auch selber denken können. Aber Haase meldet sich kurz darauf doch noch und so bleibt mir nichts anderes übrig, als kurz auf die beiden zu warten, um meinen Spargel zu behalten. Ich lasse sie rein und bin auch gleich wieder eingeschlafen.