08/20/10
Café TonArt | Born (Darß)
Bericht von Philipp
Wir werden ja oft gefragt, wie wir an unsere Auftritte kommen. Eine Möglichkeit ist das Auftreten selbst, denn wenn man mal irgendwo spielt, sehen und hören einen Leute. Dadurch haben diese dann einen direkten Eindruck von dem was wir live machen. Das ist natürlich immer besser, als ne Hörprobe bei MySpace oder so. So ergibt es sich immer wieder, dass wir irgendwo spielen und entweder direkt gefragt werden, ob wir nicht Lust hätten, da oder dort mal zu spielen, oder wir bekommen nen guten Tipp. So war es auch als wir im März, glaube ich, diesen Jahres in Waren an der Müritz spielten. Dort lernten wir Katharina und Christian kennen. Katharina erzählte uns von ihrer Freundin, die ein Café in Born am Darß hat und dass wir dort doch super hinpassen würden. Also Kontakt notiert und kurze Zeit später selbigen aufgenommen.
So kamen wir zu unserem heutigen Auftritt. Leider sind das hin und zurück etwa 800 km, so dass die Gage eher eine Fahrtkostenerstattung ist. Wir hatten versucht, noch einen weiteren Gig dazu zu bekommen, aber leider ohne Erfolg. Nun ja, dafür sind wir hier und es hat sich etwas anderes ergeben, für das es sich lohnt, den weiten Weg für plus-minus-null aufzunehmen. Unser Grafiker Ole hatte schon lange vor, mit uns mal ein Musikvideo zu drehen. Die Pläne wurden konkreter und er entschied sich, mit uns das „Marlboro-Lied“ und den „Cowboy“ zu drehen. Dafür eignet sich die Gegend hier wunderbar (Strand an der Ostsee auf der einen und verlassene Ostdörfer auf der anderen Seite), also vereinbarten wir, uns hier zu treffen.
Lennart hat die letzten Tage auf Rügen verbracht, ich komme also mit dem Zug nach. Nach sechs Stunden Regionalverkehr holt mich Lennart in Ribnitz-Damgarten ab. Mir zittern noch etwas die Beine, da ein vollatziger Fahrgast gerade noch rumgepöbelt hat und ich auf so was einfach nicht klarkomme, aber ich erhole mich schnell auf der Fahrt nach Born im Darß. Der Darß ist eine Halbinsel an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Eine ziemliche Touri-Gegend, wie wir feststellen müssen.
Ankunft im Café Ton Art, wo einerseits Keramik ausgestellt und verkauft wird und wo man natürlich essen und trinken kann. Auf einer Tafel ist unser Konzert angekündigt. Ungewohnt früh spielen wir heute, da der Laden schon um 20 Uhr dicht macht. Aufbau und Soudcheck gehen wie immer schnell, so bleibt uns noch Zeit um etwas zu essen. Ziemlich pünktlich um 18 Uhr fangen wir dann auch an. Unsere Waren-Born-Connection Katharina und Christian sind auch gerade gekommen. Sie treffen sich hier mit einigen Freunden, um unser Konzert zu hören. Es sind aber auch viele, überwiegend ältere Urlaubsgäste da. Wir stellen schnell fest, dass das Spieltrieb-Programm auch Touri-tauglich ist, sofern die Touristen so offen und entspannt sind wie hier. Es funktioniert, dass alle Gäste die meiste Zeit zuhören und sich sichtlich amüsieren. Die ganze Zeit fahren Fahrradfahrer am Café vorbei, die aber auch oft eine Weile stehen bleiben und neugierig und entspannt lauschen. Es macht wirklich Spaß, hier draußen zu spielen und die nicht überdachte Bühne bleibt auch dank regenfreien Wetters trocken. Es wird dann auch nicht pünktlich um 20 Uhr geschlossen. Es gibt noch einige Zugaben, dann verkaufen wir noch ein paar CDs und bauen ab.
Pünktlich zum Ende kommt Ole mit seiner Filmcrew, bestehend aus Michi und Alexander, an. Mit diesen drei Herren werden wir also die nächsten drei Tage verbringen. Wir sind gespannt, wie die Zeit so wird und was dabei rauskommt. Auch Ihr, liebe Leser und Leserinnen, werdet es in einigen Wochen oder Monaten erfahren.
Zum Ausklang des Abends geht es dann noch nach Prerow, wo Katharinas Mutter wohnt und wir noch etwas auf der Terrasse sitzen. Wir dürfen sogar mit dem Womo auf dem Grundstück stehen und die Filmcrew darf hier sogar zelten. Einfach immer wieder herzlich und gastfreundlich diese Ossis, und das meine ich ernst und natürlich positiv. Nicht, dass es solche Gastfreundschaft nicht überall gäbe, es fällt uns als tourenden Musikern nur immer wieder auf, dass diesbezüglich im Osten eine auffällige Selbstverständlichkeit herrscht, von der wir immer wieder zutiefst gerührt sind. Z.B. lernen wir an diesem Abend René und Sophie kennen, die uns anbieten, das Cowboy-Video auf ihrem Hof zu drehen. Einfach so, als wäre das völlig klar. Voller Demut freuen wir uns, dass sich im Leben manchmal alles zum Guten fügt.