09/11/10

Lutherhaus | Osnabrück | Doppelkonzert mit Fabian von Wegen

Bericht von Philipp

Die Sommerpause ist vorbei und heute geht es wieder los. In den drei Sommermonaten waren wir zwar fast jedes Wochenende unterwegs, aber eben nicht auf Tour und nachdem in dieser Zeit viel bei mir los war (Umzug, um die neue CD kümmern, etc.), freue mich mich wie schon lange nicht mehr, alles stehen und liegen zu lassen und endlich wieder auf Tour zu fahren.

Gestern haben Lennart und ich sogar mal wieder einige alte und neue Lieder geprobt und heute holt er mich in meinem neuen zu Hause ab. Das Wohnmobil ist geputzt und gesaugt, mein Bett frisch bezogen und wir verstauen CDs und T-Shirts. Auf dem Weg noch schnell etwas eingekauft und los geht’s. Auf nach Osnabrück, wo wir heute im Lutherhaus spielen. Eine Agentur hat diesen Gig für uns an Land gezogen und es handelt sich um ein Doppelkonzert mit dem Osnabrücker Songwriter Fabian von Wegen. Das Lutherhaus wird von Peter Finger betrieben, der selbst Musiker ist und unter anderem auch ein Label betreibt.

Wir freuen uns, dass die Sonne heute mal wieder scheint und es ein wunderschöner warmer Spätsommertag ist. Das wird die Zuschauerzahl für den heutigen Abend zwar etwas mindern, aber man sollte sich über schönes Wetter und das Gefühl, dass es einem gibt doch wohl freuen können, oder nicht?

Auf der Fahrt hören wir „Zwischen Image und Gewohnheit“, das Live-Doppelalbum der Punkband „Wohlstandskinder“.

Völlig stressfrei und pünktlich kommen wir an und begrüßen Ingo vom Lutherhaus, der bereits die Bühne aufbaut. Der Soundcheck zieht sich etwas in die Länge, aber eine für uns ungewohnt aufwändigere Technik erfordert eben manchmal auch aufwändigere Vorbereitung. Wir begrüßen Fabian, der mittlerweile auch eingetroffen ist und sich auch an den Soundcheck macht. In der Garderobe (Huiuiui!) rasiert sich Lennart erstmal und anschließend proben wir noch ein wenig, bevor das Essen kommt.

Fabian macht den Anfang vor gut 30 zahlenden Zuschauern, mehr sind es leider nicht, aber sie verteilen sich ganz gut an den Tischen, sodass es nach mehr aussieht. Außerdem ist es ein absolutes Zuhörpublikum, das schönste, was einem als Liedermacher passieren kann.

Fabians Songs sind auch deutschsprachig und überwiegend ruhig. Er überzeugt uns durch ein lupenreines Gitarrenspiel und krass ausgebildeter Stimme (trotz Erkältung). Man merkt, dass er an das Singen sehr professionell rangeht. Er ist Nichtraucher und hat sich vor dem Eintritt sogar eingesungen. Etwas, das wir irgendwie nie tun. Wir arbeiten mit unseren Stimmen aber auch anders, sodass das bei uns wohl nicht ganz so erforderlich wäre. Tolle Texte hat Fabian auch. Schade, dass er noch keine CD hat. Die hätten wir gerne mit ihm getauscht. Wir geben ihm aber vorab schon mal eine von uns, denn unser neues Baby ist ja kürzlich erschienen und es ist sozusagen unser Release-Konzert heute, also das erste seit Erscheinen.

Von Anfang an fühlt es sich für mich wieder super an, auf der Bühne zu sitzen. Der Sound ist gut und ich bin voll drin, überhaupt nicht aufgeregt, einfach nur konzentriert. Wir ernten auch sofort gute Reaktionen bei den Leuten, unsere Ansagen sind überwiegend gut koordiniert und irgendwie stimmt alles, außer den Gitarren von Zeit zu Zeit.

Wie im Flug sind wir am Ende unseres 45-minütigen Sets angelangt, geben auf Aufforderung noch zwei Zugaben und verlassen dann die Bühne, die wir dann aber kurz darauf wieder betreten, um am Bühnenrand CDs zu verkaufen.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Abend. Ich bin heute mal wieder stocknüchtern, fühle mich wohl und wir beschließen, noch gemeinsam mit Fabian und seiner Freundin auf den Nachtflohmarkt zu gehen, der heute in der Osnabrücker City stattfindet. Eine tolle Sache. Es macht Spaß, so herumzuschlendern. Zwar gibt’s hier viel Schrott zu erwerben, ich entdecke aber eine DVD, die ich sofort kaufe: „UHF-Sender mit beschränkter Hoffnung“, ein Film, den ich seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen habe. Der amerikanische Parodist Weird Al Yankovic spielt die Hauptrolle in diesem ziemlich albernen und trashigem Werk, aus dem übrigens die meisten Zitate des Ärzte-Albums „Planet Punk“ stammen (Beispiel 1: „Sex mit Möbelstücken, was halten Sie davon?“, Beispiel 2: „Also, ich hab drei Jungs da draußen. Die sind drauf und dran, Dich alle zu machen!“). Kennt ihr doch, oder nicht?

Lennart erwirbt den „Stiller“ von Max Frisch und „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ von Milan Kundera. Zurück beim Womo legen wir uns hin und kurz vor dem Einschlafen vernehmen wir auf einmal Musik aus einem Auto. Moment mal, das sind doch wir mit „Sonnenbrand“. So was. Einer der Gäste des heutigen Abends hat wohl sein Auto hier noch stehen und die frisch gekaufte CD gleich mal angemacht. Wir freuen uns über diese skurrile Situation und überlegen noch im Spaß, im Schlafanzug rauszugehen und uns über die Musik zu beschweren.