11/12/10

Bar Green Monkey | Wernigerode

Bericht von Philipp

Noch stehen wir vor der Tür des Umsonstladens, wo wir gestern spielten. Gegen zwei Uhr betritt unser Freund und Fotograf Sven den Wagen, da wir ihn bis Wernigerode mitnehmen, wo er dann abgeholt und bis Halberstadt gebracht wird, wo wir uns dann wiederum morgen auch schon wieder sehen.
Noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns, geraten wir in einen Stau, den wir in dieser Form bislang noch nicht mal im Ansatz erlebt haben. Es muss gerade ein frischer Unfall geschehen sein, wir stehen mit den anderen Autos, eine Gasse für einfahrende Krankenwägen und Polizeiautos bildend, still und bewegen uns etwa zwei Stunden lang keinen Meter. Gut, dass wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Wir machen uns erstmal ein paar Brote, rauchen, hören Musik und spielen Karten. Irgendwann geht es dann weiter und wir kommen zum Glück nur eine halbe Stunde zu spät in der Bar Green Monkey an. Wir sind etwas verwundert, da außer uns niemand da ist. Das Licht brennt, die Musik läuft, aber sonst ist hier alles wie ausgestorben. Wir lassen also zunächst unsere Gitarrenkoffer und Rucksäcke stehen und holen schon mal die Anlage. Schließlich trifft Chef Matze ein, der ein sehr netter, ruhiger und ausgeglichener Zeitgenosse zu sein scheint. Wir beraten uns darüber, wie wir Raum und Bühne arrangieren, das Green Monkey ist ja eigentlich auch nur eine Kneipe. Nach der üblichen Aufbau-Soundcheck-Routine bestellt uns Matze was zu essen, auf das wir dann eine Stunde warten müssen. Noch bevor das Essen da ist, werden wir von jungen Gästen gefragt, wann das Konzert denn losginge. Wir erklären, dass wir noch auf das Essen warten, dann aber anfangen werden. Als selbiges dann endlich eintrifft, essen wir jeweils nur die Hälfte und heben uns den Rest für später auf. Vollgefressen auf die Bühne gehen ist nämlich keine gute Idee. Wir rauchen noch schnell eine und fangen an.
Heute haben wir eine neue Setlist zusammengestellt, in der auch schon zu Beginn einige Nummern richtig nach vorne gehen, was sich als eine gute Idee herausstellt, denn obwohl das im Schnitt ziemlich junge Publikum definitiv das Konzert genießen will, müssen wir mit Ansagen und Zwischenkommentaren, die Aufmerksamkeit immer wieder auf uns lenken. Schon zu Beginn wünscht sich ein Grüppchen junger Leute „Schlafentzug“. Später bekommen sie ihn dann auch.
Bei „Darlehen“ sind wir erneut überrascht, dass ein Acapella-Stück zwischendurch irgendwie so heraus sticht, dass der ganze, gerade noch laut redende Raum binnen kürzester Zeit mucksmäuschenstill wird.
Nach der ersten Zugabe tun wir etwas, dass wir normalerweise nie tun: Wir wiederholen Songs, die wir am Abend schon gespielt haben. „Mitschlafgelegenheit“, „Handgepäck“ und natürlich „Schlafentzug“ werden noch mal gefordert. Danach ist aber Schluss.
Wir unterhalten uns noch etwas mit unseren jungen „Fanz“ und erzählen ihnen, dass wir verblüfft seien, zum ersten Mal in Wernigerode zu spielen und trotzdem schon eine kleine Basis haben. Sie wiederum erklären, dass sie verblüfft waren, dass wir in ihrer Stadt und dann noch in so einer kleinen Kneipe spielen. Sie hatten einen Menschenauflauf erwartet und sich sogar vorher nach Karten im Vorverkauf erkundigt. So weit ist es bei uns leider immer noch nicht, wir sind aber stolz, dass manche Leute uns immer wieder so einstufen.
Wir trinken noch leckere Cocktails und Schnäpse und vertreiben uns die Zeit, mit anderen Kneipengästen Nägel in einen Baumstumpf zu hauen.