11/25/10

Secret Location | Kassel

Bericht von Philipp

Nach einer 10-tägigen, also relativ kurzen Tourpause, folgt für den Rest des Jahres nun nochmal eine kurze Tour von etwa zwei Wochen, die uns allerdings weit durch die Republik führen wird. Startpunkt ist Kassel, also gute 300 km zu fahren. Die Fahrt ist sehr ereignislos, was aber auch beinhaltet, dass wir gut durchkommen und außer einem kurzen Schneegestöber auch keine Witterungsprobleme haben. So kommen wir pünktlich um 18 Uhr bei Maren, unserer Bekannten, an. In ihrer WG wird bereits für uns gekocht. Nach dem leckeren und stärkenden Mahl müssen wir auch schon los in die heutige Location, deren Name hier nicht verraten werden soll. Die, die da waren, wissen Bescheid. Der Raum, der heute dem Konzertgeschehen dient, ist noch sehr kalt. Kein Wunder, denn der Winter fängt ja gerade an, wild mit Kälte und dem ersten Schnee um sich zu schlagen. Till kümmert sich aber schon darum, den Holzofen anzuschmeißen, der uns heute Wärme spenden wird. Tim baut die Technik auf, Maren und Fabian installieren Theke und Getränke, jeder hat also was zu tun. Lennart und ich natürlich auch. Wir verkabeln uns und stellen den Sound ein. Wir denken: „Maaannn, dauert das heute lange!“, als wir fertig sind sagt Tim: „Das ging aber schnell!“ und meint es ernst, denn er ist wahrscheinlich eher Soundchecks von Bands gewöhnt. Für uns ist jeder Soundcheck, der länger als zehn Minuten dauert, subjektiv betrachtet, lang.
Auf den wenigen Plakaten, die an ausgewählten Orten hingen, stand 21 Uhr als Zeit. Bei irgendeinem Flyer oder Mailverteiler wurde 22 Uhr geschrieben. Das alte Problem. Zwei Leute sind schon vor neun da, der Rest kommt dann wirklich erst gegen zehn. Zwei Typen stolpern eher zufällig rein, sind erst skeptisch, ob sie für etwas Eintritt zahlen sollen, das sie nicht kennen, aber als ich ihnen kurz erkläre, was sie so erwarten könnte, sagt einer von Ihnen kurz entschlossen zu seinem Kollegen: „Ach, komm, das machen wir, ich lad Dich ein!“ Das ist doch mal was. Aus dem Supermarkt haben die beiden eine große Kiste mit Mandarinen mitgebracht, die sie großzügig an alle verteilen. Dieser Tage kann man ja auch nie genug Vitamin C zu sich nehmen. Toi, toi, toi, die ersten Erkältungseinschläge um mich herum sind bislang an mir vorüber gegangen.
Der Raum ist mittlerweile warm, der Ofen knistert uns eine ganz besondere Atmosphäre zurecht und wir beginnen unser Set. Wir haben heute auch mal wieder eine neue Liste zusammen gestellt. Eher ruhig, morgen im Irish Pub müssen wir dann wohl wieder umkonzipieren, aber für heute ist das sehr passend. Alle (etwa 15 Leute, womit der kleine Raum aber schon ziemlich voll ist) hören zu und da dieses Konzert ja nur so eine halboffizielle und halböffentliche Geschichte ist, kommen wir uns etwas wie eine eingeschworene Gemeinde vor. Hier darf alles gesagt und geraucht werden. „Es lebe die Subkultur!“, kann ich da nur sagen.
Das Spielen macht Spaß und es kommen auch einige, länger nicht gespielte Lieder, wieder zum Vorschein: „Dickes Blut“, „Großer Mist“ und „Stimmen“, um nur einige zu nennen. Bei „Kleines Mädchen“ werden wir wieder daran erinnert, dass wir unsere Melodika mal irgendwie reinigen sollten. Vor einigen Wochen habe ich in Buxtehude Kilkenny darüber verschüttet. Seitdem kleben einige Tasten, was beim Spielen ziemlich irritiert, aber auch für spieltriebinterne Lacher und Albernheit sorgt.
Als erste Zugaben gibt es heute die Sumpfgenossen-Trilogie komplett hintereinander vorgetragen.  Es folgen noch „Simpsons“ und „Der Trieb“, bevor wir es für heute dabei belassen.
Schnell wird dann abgebaut, denn es ist schon fast ein Uhr. Bis wir zurück bei Maren sind und noch was gegessen haben, ist es auf einmal drei Uhr. In zwölf Stunden fahren wir schon wieder auf der Autobahn herum, also geht es jetzt langsam mal ins Bett, denn im Moment brauche ich viel Schlaf und dieser Bericht schreibt sich ja auch nicht von alleine.
Also, lieber Leser, liebe Leserin, danke für's Lesen, bitte für's Schreiben. Morgen gibt es mehr aus Spieltriebs Touralltag 2010.

Die Namen und Personen in diesem Bericht sind frei Erfunden und jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Personen ist rein zufällig.