12/02/10
Sansibar | Koblenz
Bericht von Philipp
Der Winter ist hart. Letzte Nacht waren es etwa 12 Grad minus. Die Heizung im Womo tut ihre Pflicht, aber um sechs Uhr in der Frühe wache ich von dem Geräusch auf, dass der Zünder macht, wenn er vergeblich versucht, zu zünden. Gas alle! Ich mache die Heizung aus, wecke aber Lennart nicht. Ich traue mich an das Wechseln der Gasflasche nicht ran, will aber Lennart auch nicht stören und denke, dass die Wärme unterm Schlafsack bis morgen früh noch reichen wird. Bald wird es aber merklich kalt. Trotzdem bleibe ich liegen, freue mich aber, als Lennart vor mir aufsteht und einheizt und ich merke, wie es schnell wieder warm um mich herum wird. So schlafe ich dann noch gut zwei Stunden. Lennart hat schon einige Telefonate hinter sich, als ich mich schließlich auch an den Rechner setzte, denn im Moment gibt es ständig was zu tun. Oh, wie ich mich auf die Weihnachtstage freue. Ich sollte mich zwingen, die Arbeit mal für ein paar Tage konsequent liegen zu lassen und den Rechner, geschweige denn das Internet, nicht an machen.
Gegen 15 Uhr brechen wir auf. Es ist zwar nicht weit bis nach Koblenz, aber wir wollen im Hellen ankommen. Das tun wir dann und besorgen noch eine 11-Kilo-Flasche Propan beim Hornbach. 13,30 Euro. Ein Schnäppchen. Kann gerne auch mal zwanzig kosten.
Da wir beim letzten Mal ziemlich lange auf Christof, Chef von der Sansibar, gewartet haben, rufen wir ihn heute lieber vorher an, ob er denn auch um sechs da sein wird. Bei diesen Temperaturen wollen wir ungern lange draußen warten. Lennart schlägt vor, lieber erst um viertel nach anzukommen. Kurz bevor wir losgehen wollen, ruft Christof auch an und sagt, dass es später wird, also kommen wir erst um 18:30 Uhr an. Als wir nach 15 Minuten immer noch vor verschlossenem Tor stehen, begibt Lennart sich auf den Weihnachtsmarkt, einen Glühwein trinken. Mir ist nicht danach, also warte und rauche ich. Gegen 19 Uhr kommt Antje dann endlich und Christof folgt ihr. Antje war beim letzten Mal schon hier und hat uns mit Drinks versorgt, als das Konzert mehr oder weniger ausgefallen ist (Siehe Bericht vom vergangenen September, falls es einen gibt, weiß ich grad gar nicht). Sie hat sich schon auf uns gefreut und uns zu Hause ein Bettchen gemacht. Das ist doch toll, wenn man auf Tour so liebevoll umkümmert wird
Um 20 Uhr soll das Konzert losgehen, Christof ist mit der Reparatur der Heizung beschäftigt und wir richten mit Antje den Konzertkeller her. Es ist alles etwas hektisch und die Zeit wird knapp. Schnell kommen schon die ersten Gäste, die wir teilweise schon von Konzerten kennen. Eine 5er-Gruppe aus Köln und Bonn ist extra angereist. Unglaublich!
Als wir die Technik mühsam hergerichtet und schnell noch nen Döner von nebenan verspeist haben, fangen wir direkt an, denn es geht schon auf 21 Uhr zu.
Außer den fünf Leuten aus Köln und Bonn sind nur zwei weitere Gäste da, die aber eher zufällig hier sind. Vor einiger Zeit hatte Lennart mal mit einem anderen Veranstalter in Koblenz gesprochen, damit wir bei ihm auftreten können. Der sagte ihm, dass in Koblenz keiner Liedermacher hören wolle. Wir können das eigentlich nicht glauben, aber heute scheint das belegt zu werden. Wenn die einzigen Leute, die gezielt zum Konzert kommen, aus Köln und Bonn anreisen,...
Wie auch immer, Antje mitgezählt hören uns heute acht Menschen zu. Schnell merken wir aber, dass Quantität nicht immer alles ist. Die 5er-Gruppe macht Party für 50. Texte werden mitgesungen, Szenen aus unserem Cowboy-Musikvideo nachgespielt und überhaupt werden wir von den fünf Leuten gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Solch ein Publikums-Größen-und-Stimmungs-Verhältnis haben wir noch nie erlebt. Zwischendurch sage ich so etwas wie: „Ihr habt da doch irgendwo noch 20 Leute versteckt, das kann doch nicht sein!“
Die beiden anderen Gäste sitzen zwar unauffällig in der Ecke des Raumes, sind aber die ganze Zeit mit dabei und bleiben auch bis zum Ende.
Ein unerwartet toller Abend trotz geringem Publikumsansturm. Ein ganz eigene Qualität. Wir verkaufen im Laufe des Abends sogar noch zwei CDs an Leute, die das Konzert gar nicht gehört haben.
Bald begeben wir uns in Antjes Wohnung und essen Pizza. Ich zieh mir noch zwei Orangen für die Abwehrkräfte rein. Bald kommen Christof und Gabi noch dazu, die auch hier im Haus wohnen. Antje ist so nett und richtet mir das Badezimmer für ein ausgiebiges nächtliches Bad her. Als ich ins Bett gehe ist es fünf Uhr, aber ich fühle mich erholt und entspannt und endlich mal wieder aufgewärmt.