Wolkes Kreuzberg | Göttingen

Bericht von Philipp

„Bless me father, I have sinned!“ Ich gebe zu, ich habe gestern gesündigt und das spüre ich nun. Ich weiß schon, warum ich während dieser Tour kaum Alkohol getrunken habe. Das Risiko ist einfach zu groß, dass es ausartet und man sich den nächsten Tag damit nicht gerade zum Freund macht. Nun ist es aber so und ich muss ihn irgendwie überstehen. Ich bleibe so lange liegen, bis wir los müssen. Ich putze nur schnell Zähne und gehe ungefrühstückt los. Im Wagen esse ich dann aber doch noch schnell eine Kleinigkeit, während Lennart unser Gefährt von den Schneemassen befreit. Schneemassen sind überhaupt das Stichwort. Wir brauchen über fünf Minuten, um aus der Parklücke zu kommen. Für die weiteren 14 km bis zur Autobahn brauchen wir dann etwa eine Stunde, da aufgrund von Schneeverwehungen und was weiß ich der Verkehr fast lahm gelegt ist.

Das wird alles schon wieder knapp. In Göttingen muss Lennart nämlich noch bei seiner Oma vorbei, um ein paar Kisten mit CDs und Büchern vom Dachboden zu holen. Er hat sich nämlich entschieden, in ein kleines Zimmer in seiner alten WG zu ziehen. Nach nun mittlerweile zwei Jahren im Wohnmobil kann man auch gut verstehen, dass er nicht noch einen Winter (vor allem nicht so einen wie den letzten) so nah an der Natur verbringen will.

Wir kommen also später im Kreuzberg an, was aber nicht schlimm ist. Rasmus hat bereits alles aufgebaut. Ich bewundere die Plakate der Liedermacherkollegen. Es gibt ja immer wieder einzelne Liedermacher, die sich mit bestimmten Kollegen so gut verstehen, dass sie gemeinsam mit ihnen auf Tour gehen. Ich als Duo-Mitglied bekomme das ja nicht so zu spüren, aber es muss teilweise sehr einsam sein, so alleine auf Tour. Da fährt man doch lieber zusammen los. Rüdiger Bierhorst und Sven Panne machen das ja schon lange und haben mittlerweile ein echt schönes gemeinsames Tourplakat, aber auch Totte und der Weiherer haben dank Burger schöne Flyer und Plakate. Der Grund dafür, dass hier so viel herum hängt ist, dass diese Woche Liedermaching-Woche im Kreuzberg ist. Das frühere Café Kreuzberg hat nun schon zwei mal den Besitzer gewechselt und heißt zur Zeit „Wolkes Kreuzberg“. Besitzer Wolke sieht auch irgendwie wie jemand aus, den ich mir beim Namen „Wolke“ vorstelle: Groß, dünn, lockige, halblange Mähne, kleiner Bart und Brille. Irgendwie wie aus Seyfried-Comics, falls die noch jemand kennt. Das neue Kreuzberg-Team ist sehr nett. Man versteht sich gut. Bevor wir später was warmes essen, bekommen wir vor dem Konzert einige Schmalzstullen mit selbst gemachtem Schmalz serviert. Benni, unser Vorprogramm, ist auch schon da, nachdem er sich durch einen Stau gekämpft hat.

Zwillinge Silke und Tina sind heute auch wieder hier und feiern ihren 66sten Geburtstag (zusammengerechnet natürlich) bei uns.

Benni startet sein Set. Wow, ich hatte zwar, als er mich über Myspace wegen des Supports gefragt hat, mal rein gehört und fand es nicht schlecht, aber dass mir sein Stil so gut gefällt, hätte ich jetzt gar nicht erwartet. Eher ruhigere, ernstere Songs, aber mit einer tollen Stimme, einer Tiefe und einem Feeling, das es mir irgendwie antut. Sehr schön!

Wir sind dran und freuen uns, dass mehr als 15 Leute hier sind und Eintritt gezahlt haben. Mag sich jetzt nicht viel anhören, aber gestern bei „Der Schulz“ sollen es 7 oder 8 gewesen sein und bei Totte und dem Weiherer auch nur 10. Dass nun bei diesem Wetter bei uns einigermaßen was los ist, freut uns also. Das Konzert lässt sich wohl auch sehen, auch wenn ich noch ziemlich müde und ausgepowert von gestern bin. Hier und da schöne spontane Momente und gute Stimmung in dem kleinen Raum. Silke und Tina bekommen dann auch nach das Kapelle-Petra-Geburtstagsständchen dargeboten.

Schnell schlafen gehen, morgen müssen wir um 8 Uhr los, um auf jeden Fall Nachmittags in Oldenburg zu sein, wo es zwei Examensfeiern zu bespielen gilt.