01/14/11

Lübeck | Filmhaus | Slam-a-rama

Aufgrund mangelhafter Absprache haben wir ausnahmsweise mal zwei Tourberichte geschrieben. Vielleicht für den ein oder anderen ganz spannend zu sehen, wie verschieden wir möglicherweise den selben Abend wahrnehmen.

 

Bericht von Lennart

Ein Song-Slam ist ein Song-Slam ist ein Song-Slam. Das ist eine Banalität. Das Besondere: Spieltrieb war noch nie bei einem Song-Slam. Ich für meinen Teil war zwar schon bei ein paar Poetry-Slams am Start, aber sich mit Liedern zu battlen ist mir auch neu. Klar, man könnte sagen, das ist bei den Liedermacherwettbewerben auch nicht anders, aber na ja, beim Slam hat man noch weniger Zeit, sich zu präsentieren.  10 Minuten ist unsere erste Zeitvorgabe in Lübeck. Der große Kinosaal ist prall gefüllt, das Starterfeld ist gut sortiert. Gut, dass wir nicht den Anfang machen müssen. Die ausgeloste Reihenfolge setzt uns auf Startplatz acht von zehn. Nach uns ist Lukas Ücker von Liedfett dran. Unsere Punktzahl reicht wie seine, um ins Halbfinale einzuziehen. Außerdem ist noch so ein freakiger Hauke dabei, der einen deutlichen Heimvorteil zu genießen scheint. Kennt der etwa alle 250 Zuschauer? Zuguterletzt bekommen wir es noch mit Justin Petersen aus San Francisco zu tun, der die Publikumsjurywertung der Vorrunde äußerst souverän gewonnen hat. Sein Lied dafür handelte davon, dass er so gern eine Kokosnusspalme wär. Das war zwar auf Englisch, aber sehr leicht zu verstehen und ziemlich witzig. Im Halbfinale geht es im KO-Modus per Applausometer weiter. Die Paarungen werden ausgelost. Wir treten gegen Hauke an, wobei das Losverfahren eine gewisse psychologische Einflussnahme meinerseits erlaubte und ich auf jeden Fall vermeiden wollte, gegen Justin anzutreten, um weiterzukommen. Hat ja dann auch geklappt. Gegen Hauke kamen wir weiter. Jetzt also Finale: erwartungsgemäß gegen Justin. Gegen den Amerikaner machen wir ein kleines Kalter-Krieg-Revival und setzen unser „Russenlied” Kleines Mädchen dagegen. Das Feuerwerk, das so eine Melodika entfachen kann, machte dann womöglich den Unterschied und das Publikum klatscht uns zum Sieger. Yes!

Schön war's! Nur den Aquavit im Nachgang habe ich nicht so gemocht. Hätte wohl doch lieber beim Bier bleiben sollen.

 

Bericht von Philipp

Eigentlich ist dies nur für mich eine Tourwoche. Lennart wohnt seit kurzem in Ahlerstedt im Landkreis Stade und wird zwischendurch nach Hause fahren können, während sich für mich der Weg nach Oldenburg nicht lohnt.

Es ist Freitag der 14.01. und ich fahre mit dem Zug nach Hamburg. Ich bin Teil einer MfG-Gruppe, die sich ein Niedersachsenticket teilt. Lauter nette junge Frauen, die im Metronom von Bremen nach Hamburg ein Lied hören wollen. Na gut, denke ich und spiele ihnen „Sonnenbrand“. Muss sowieso üben, die Begleitmelodie spiele ich nämlich mit der Mundharmonika, was noch sehr ungewohnt ist.

Applaus von meiner Gruppe und auch den anderen Fahrgästen. Skurrile Situation.
Ich steige bereits in Tostedt aus, wo man sonst nur durch fährt. Hier holt mich Lennart mit dem Wohnmobil ab. Wir nehmen noch einen Zimmermann mit, der auf Wanderschaft ist und zu seiner nächsten Arbeitsstelle will. Muss man ja unterstützen, so Leute. Uns wurde auf Tour ja auch schon so oft geholfen.

In Lennarts neuem zu Hause, einem schönen, alten Resthof, den er bald zusammen mit Freunden bewohnen wird, essen wir eine Kleinigkeit, proben und fahren dann in die Hansestadt Lübeck, wo wir heute an einem Songslam teilnehmen. Im Filmhaus werden nicht nur Filme gezeigt, sondern auch Lesungen von Größen wie Rocko Schamoni (dessen Live-Lesung „Dorfpunks“ übrigens hier aufgenommen wurde) oder Heinz Strunk veranstaltet. Und natürlich solche Slams.

Gegen 9 weitere Acts treten wir heute an. Ein bunte Mischung von Anfängern bis Profis. Eine Publikumsjury entscheidet per Wertung mit Zahlen von 1-10 (plus Kommastellen), wer ins Halbfinale und schließlich ins Finale kommt. Wir erreichen tatsächlich das Finale und die Aufregung wird größer. Ach, diese Wettbewerbe, immer wieder spannend und aufreibend. Im Finale entscheidet der Applaus des gesamten Publikums und wir bekommen den dicksten. Danke! Wir fühlen uns geehrt!

Kleiner Afterglow und dann in die Unterkunft mit Themenzimmern. Mit einem Siegerlächeln schlafe ich in meinem eigenen Zimmer (Thema: Indien, Lennart schläft in Brasilien) ein.