04/29/11

Grusewsky | Emden

Bericht von Philipp

Es ist spät geworden gestern. Sehr spät. Gegen sechs Uhr morgens waren wir erst im Bett. Nach Alkoholkonsum ist es bei mir in der Regel so, dass ich, egal wann ich ins Bett komme, nicht länger als 11 oder 12 Uhr schlafen kann. Dementsprechend verstrahlt bin ich noch, setze mich aber nach einem Apfel und nem grünen Tee an den Rechner unserer Bekannten, bei der wir übernachten durften, und schreibe den Konzertbericht von gestern Abend. Nach einem zweiten Frühstück und der ersten Zigarette, die gar nicht so gut tut, würde ich mich am liebsten nochmal hinlegen, aber Lennart und ich haben uns ja vorgenommen, zwei neue Songs ins Programm zu nehmen und die wollen ja auch geprobt werden. So arbeiten wir fast eine Stunde konzentriert und effektiv, während Wiebke uns etwas zuhört.

Nun ist es leider schon Zeit aufzubrechen und ich nutze die Fahrt nach Emden, um nochmal etwas zur Ruhe zu kommen. Mit neuen Lebensgeistern und bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir dann Emden und warten mal wieder auf Hakan, der gerade mit Reiser dem Hund Gassi geht. Wir sind heute schon mindestens zum dritten Mal hier und im Grusewsky und bei Hakan ist es immer sehr sehr nett. Da wartet man doch gerne.

Nachdem wir den Laden konzerttauglich eingerichtet haben, geht’s hoch auf die Terasse, wo Hakan schon den Grill angeschmissen hat. Abgesehen von etwas Fladenbrot essen wir nur Fleisch, Fleisch, Fleisch. Währenddessen ruft der alte Chef vom griechischen Lokal nebenan an und will mitgrillen. Wahrscheinlich hat er es gerochen. Hakan vertröstet den Nachbarn auf ein andermal. Aber der Gedanke ist schon lustig: Der Grieche ruft den Türken an und fragt: „Wollen wir grillen?“ Herrlich, das ist Völkerverständigung.

Zum Glück haben wir noch etwas Zeit und ich döse noch ne halbe Stunde rum und begebe mich dann ins Grusewsky, das schon sehr gut gefüllt ist, also fangen wir auch sehr bald an.

Eben war ich noch etwas benebelt von meinem kurzen Schlaf auf der Couch, vom ersten Moment des Konzertes an bin ich aber voll dabei. Es macht schon wieder richtig Spaß. Der Laden wird immer voller und die Stimmung ist gut. Es ist zwar sehr verraucht und es wird auch viel geredet, was das Spielen und Singen ziemlich anstrengend macht, das ist aber auch das einzige. Es wird ein schönes Konzert und wir spielen unsere neuen Lieder „104“, einen „Truckersong“ von Lennart, der die Heimkehr mit dem Tourbus auf dem Weg zur Liebsten beschreibt. Super Song, bei dem ich einen Johnny-Cash-Memorial-Slap-Bass auf der Gitarre spielen darf. Ein Riesenspaß. Der zweite neue Song „Nach Haus“ ist auch so eine Country-Folk-Nummer von mir, die ich zwar schon solo gespielt habe, heute aber von Lennarts Gitarrenpicking begleitet werde. Nach langer Zeit mal wieder was neues spielen. Das tut gut und bringt ein frisches Gefühl.

Am Ende spielen wir etwa fünf Zugaben und wären wohl auch noch zu mehr „genötigt“ worden, hätten wir nicht konsequent Schluss gemacht. Irgendwann ist ja auch mal gut, vor allem verabschiedet sich meine Stimme schon langsam und wir haben ja noch zwei Konzerte vor uns.

Es war ein toller Abend und wir durften uns mal wieder über Besuch von alten Bekannten freuen: Lennarts Ex-Mitbewoher aus Oldenburg-Zeiten, Kevin und Christina, mit denen wir auch mal zusammen studiert haben. Schön, dass ihr da ward.

Ich finde mal wieder nicht recht den Absprung und trinke noch mit Hakan. Vor dem Schlafen drehen wir mit Reiser aber noch eine Runde durch Emden-City und essen Börek. Immerhin schaffe ich es, vor sechs schlafen zu gehen. Früher als gestern. Es ist kurz nach fünf.