04/30/11

Polyester | Oldenburg

Bericht von Philipp

Auch diese Nacht war kurz, aber so ein Körper gewöhnt sich ja schnell an Extremsituationen und obwohl der Schlaf kurz und nicht ausschließlich natürlich war, hatte er eine regenerative Wirkung. Als ich aufwache, sitzt Lennart schon seit zwei Stunden am Rechner und arbeitet. Hakan und ich gehen mit Reiser los und organisieren Frühstück. Auf dem Markt lass ich mir nen Apfel auf die Hand geben. Tourenden Musikern, die gerne feiern kann ich das nur empfehlen: Nach dem Aufstehen erst mal nen Apfel. Das macht fit. Und natürlich viel Wasser trinken.
Das Frühstück wird fett-, kohlehydrat-, aber auch vitaminhaltig. Es gibt Brötchen, Wurst, Käse, Rührei mit Speck, Nürnberger Bratwürste, Gurken, Tomaten und Saft. Wenn das nicht Power gibt.

Es ist schon wieder fast vier Uhr, also auf nach Oldenburg!

Ankunft in meiner WG, wo gerade im Garten gegrillt wird. Ich freue mich, dass meine 14-Monate-alte Mitbewohnerin noch meinen Namen kennt. Ich war ja auch schon wieder über zwei Wochen unterwegs. Nach einer Dusche geht es dann aber auch schon in Richtung Polyester. Lennart schaut noch kurz in seiner alten WG vorbei. Auf dem Weg zum Poly treffe ich gleich Simon, der heute unser Mischer ist. Ich freue mich, ihn wieder zu sehen und darüber, dass wir heute zusammenarbeiten.

Nach unserem Soundcheck trifft auch bald Isi ein, die heute unser Vorprogramm ist. Ich kenne sie eher flüchtig über meine alte WG, wusste aber, dass sie Musik macht und habe sie mal bei einer Gartenparty gehört und war sehr begeistert. Sie ist noch nie öffentlich aufgetreten, was ich kaum glauben konnte, also habe ich sie im Vorfeld gefragt, ob sie nicht Lust hätte, uns zu supporten. Sie freute sich und sagte zu. Schon bei ihrem Soundcheck, merke ich, dass das eine gute Wahl war.

Als um 20 Uhr die Türen des Polyesters geöffnet werden, haben wir zunächst den Eindruck, dass heute weniger los sein wird als sonst. Draußen ist halt gutes Wetter, außerdem ist Rock gegen Rechts in der Stadt. Zum Konzertbeginn wird es aber langsam.

Ich sage Isi an und sie beginnt ihr halbstündiges Programm. Man merkt kein Stück, dass sie zum ersten Mal öffentlich auftritt. Sehr souverän und sympathisch bringt sie ihre Songs und Ansagen. Lennart und ich sind uns einig, dass das alles top ist. Sie spielt recht interessante Harmonien, hat tolle Texte mit verschachtelten Reimen und eine sehr angenehme Stimme. Assoziationen zu Dota werden wach, aber natürlich im positiven Sinn. Die Leute fordern eine Zugabe, was für ein Vorprogramm ein großes Kompliment ist.

Wir beginnen unser Set und was nun folgt, ist für unser Empfinden kaum zu beschreiben. Zumindest müssen viele Superlative verwendet werden. Ich wage sogar zu behaupten, dass das, zwar nicht mit großem Abstand, aber irgendwie doch unser grandiosestes Konzert ist. Zumindest Top Five. Die Chemie zwischen Lennart, mir und dem Publikum stimmt von Anfang bis Ende. Viel Spontaneität und Interaktion. Dramaturgischer Bogen bis zum Ende. Übermüdung, Trunkenheit und Euphorie auf höchstem Niveau. Wir schweben auf glücklichen Wellen der Extase und das Publikum scheint mit zu schweben. Auch Simon, Jan und Wolf, die uns ja nun schon oft live gesehen haben, feiern uns total ab und es ist verdammt noch mal einfach nicht zu fassen, wie schön das alles ist. Gegen Ende waren es dann doch wieder etwa 100 Leute die hier waren und wir können uns nur bei jedem einzelnen bedanken.

Später hotten Simon und ich noch auf der Tanzfläche ab, machen nen Abstecher zur Umbaubar, um Jan dort aufzugabeln. In der Stadt machen wir noch kurz bei McD Halt und wen treffen wir dort? Lennart, der eigentlich schon in seiner alten WG war, aber nochmal Hunger bekommen hat. Wir landen dann bei Simon, wo wir mit seinem Mitbewohner Konsti, Katrin und zwei Ladys Lieder singen. Es wird ein Song aus Disneys Aladin gesungen und Konsti spielt dabei den fliegenden Teppich, während auf seinem Rücken gesungen wird. So was hat die Welt noch nicht gesehen.

Bald bestelle ich mir aber ein Taxi, denn morgen um 12 Uhr müssen wir nochmal los, um ein Nachmittagskonzert im Fair Café in Schortens, Friesland zu geben. Was für eine Woche.