08/27/11
Gulfhof Ihnen | Engerhafe | Doppelkonzert mit Simon & Jan
Bericht von Philipp
Vor einiger Zeit las ich den Krimi „Ostfriesensünde“ des Autors Klaus-Peter Wolf. Dieser ist Wahlostfriese und bringt seine Leidenschaft für diese Gegend in seinen Ostfriesenkrimis deutlich zum Ausdruck. Er schreibt unter anderem auch Drehbücher für „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Die Kommissarin in diesem Krimi geht eines Abends in ein Konzert mit plattdeutschen Liedern. Dort werden alle Gäste persönlich von Margritt Kubik-Harms begrüßt. Warum ich das hier schreibe? Nun, witzigerweise fand dieses Konzert im Gulfhof Ihnen statt und erst einige Tage, bevor ich diese Stelle in dem Buch erreicht hatte, hatte ich mit Frau Kubik-Harms telefoniert und gemailt. Die gute Frau gibt es nämlich wirklich und den Gulfhof Ihnen natürlich auch. Margritt hatte uns vor einiger Zeit mal bei einer Examensentlassungsfeier an der Uni in Oldenburg spielen sehen und im vergangenen März war sie bei einem Konzert von Simon & Jan in Aurich. So entstand die Idee, ein Doppelkonzert im Gulfhof zu veranstalten.
Der Gulfhof ist ein altes Gehöft aus dem 16. Jahrhundert, gehört mittlerweile der Gemeinde Südbrookmerland und wird von einem Verein ehrenamtlich betrieben.
Lennart kommt zum Mittagessen in meine WG. Ich habe für alle gekocht und nach dem Essen geht es in mein Zimmer zum Proben. Das letzte Konzert liegt schon über einen Monat zurück und da wollen wir es nicht drauf ankommen lassen, ob wir unser Repertoire noch drauf haben. Gerade heute, wo wir erstens mit Simon & Jan spielen, die im Moment weitaus häufiger als wir auf der Bühne stehen, sodass wir da routinetechnisch nicht mithalten können. Außerdem kosten wir alle heute richtig Geld. Immerhin 12 Euro Eintritt kostet der Abend heute und da haben wir schon das Gefühl, ordentlich abliefern zu müssen. Gut, dass wir uns Zeit für eine Probe genommen haben, hier und da merken wir schon, dass Auffrischbedarf besteht. Um halb vier machen wir uns dann aber auf den Weg, um Simon & Jan einzusammeln.
Gemeinsam kommen wir beim Gulfhof an. Alle müssen pinkeln und da ich telefonisch mit Margritt konferiere, weiß ich, dass wir uns noch einige Minuten gedulden müssen. Das finden wir zu lang und stellen uns alle vier ordentlich in einer Reihe an einem Maisfeld auf. Kaum haben wir unser Geschäft erledigt, kommt auch schon ein Auto vorgefahren. Margritt begrüßt uns, wir verzichten aber vorerst auf das Händeschütteln. Zuvor wollen wir uns doch lieber die Hände waschen...
Wir betreten den Gulfhof und es ist wirklich ein wunderschöner, großer und angenehm beleuchteter Konzertraum mit vielen Holzbalken. So richtig „urig“ und in einem Topzustand.
Wir brauchen einige Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, wie der Raum heute Abend beschallt werden soll. Zunächst etwas abendteuerlich das Ganze, aber schließlich sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Nachdem der Soundcheck hinter uns gebracht und die Pforten für die Gäste geöffnet wurden, ziehen wir uns Backstage zurück und essen erstmal ein Tomatensüppchen mit Brot, das uns liebevoll bereitgestellt wurde. Spontan proben wir noch eine kleine gemeinsame Zugabe ein und schon ist es Zeit, den Konzertabend zu beginnen.
Die Leute scheinen zu wissen, dass es sich lohnt, hier her zu kommen, denn obwohl wir uns mitten in Ostfriesland befinden (hier wird teilweise sogar platt gesprochen) und es zwischenzeitig in Strömen regnet, finden sich etwa 70 Gäste hier ein, die an Tischen Platz nehmen.
Wir machen den Anfang. Wie zu erwarten war, ist das Publikum äußerst aufmerksam und dankbar, wenn auch etwas norddeutsch zurückhaltend. Zumindest zunächst. Wir liefern einen guten Start und nachdem wir unsere erste halbe Stunde hinter uns gebracht haben, gönne ich mir das erste Bier. Es gibt Köstritzer. Hier stimmt heute aber auch alles ; )
Lennart und ich sitzen am Merchtisch, den wir heute für den Verkauf unserer Waren aufgestellt haben und lauschen genüsslich unseren Oldenburger Kollegen. Immer wieder herrlich. Obwohl ich ihr Material mittlerweile fast auswendig kenne, freue ich mich über jeden Ton, jede Ansage und bekomme teilweise eine Gänsehaut. Ich bin halt nicht nur Freund und Kollege, sondern auch Fan der beiden, das steht außer Frage.
Nach der Pause sind wir dann wieder dran und können uns stimmungstechnisch nochmal steigern. Die norddeutschen Gemüter sind spätestens dann aufgetaut, als wir „Volkslieder“ anstimmen. Beim „Holladriho“ halten sie sich noch etwas zurück, aber bei der Medley am Ende, werden „Die Gedanken sind frei“ und „Der Mond ist aufgegangen“ so schön intoniert, dass wir es kaum fassen können. Wir haben das schon oft erlebt, aber so schön wie heute war es, glaube ich, noch nie. Wir spielen „Handgepäck“ und ernten die nächsten Lacher. Als nächstes kommen mit „Scherbenwelt“ und „Alter Mann“ zwei ruhige, ernste Lieder an die Reihe. Danach geht mit „Mitschlafgelegenheit“ und „Kleines Mädchen“ auf die Zielgerade zu. Das Publikum macht diese Stimmungsschwankungen problemlos mit. Wir werden sogar zu einer Zugabe aufgefordert.
Danach noch einmal Simon & Jan und eigentlich ist der Abend viel zu schnell vorbei. Das finden auch die Leute und sie wollen mehr. Wir bringen noch gemeinsam zwei Zugaben ohne Anlage vom Bühnenrand und zünden dafür sogar noch Teelichte in dem von Simon & Jan mitgebrachten Ständer an.
Ein wunderschöner Abend neigt sich dem Ende, doch alle Beteiligten sitzen nun noch gemeinsam am Tisch und Essen Nudeln und ein erstklassiges Pfirsichdessert.
Wir danken allen, die da waren und hoffen natürlich, mal wieder kommen zu können.