10/01/11

Viva la Bambule | Kulturherberge Westfeld

Bericht von Philipp

Nach einem wettertechnisch überaus beschissenen Sommer, verwöhnt uns der Spätsommer dafür schon seit Tagen mit pausenlosem Sonnenschein und perfekter Temperatur. Nachdem es sich für mich den ganzen Sommer über nicht ergeben hat, an den See zu fahren, war ich vorgestern dort und bin sogar für ein paar Minuten im Wasser gewesen. Außerdem genoß ich das Wetter beim Einkaufsbummel und im eigenen Garten. Einfach herrlich.

Die letzten Wochen waren durch intensive Konzertwochenenden relativ anstrengend, sodass das vor mir liegende Liedermacherfestival in Westfeld bei Hildesheim ein reiner Spaziergang sein wird. Thorsten Machens organisiert das Festival bereits zum zweiten Mal in der Kulturherberge, die im Natuschutzgebiet auf einem Berg liegt.

Lennart holt mich beim Hildesheimer Bahnhof ab. Dank des Kramermarktumzuges in Oldenburg, der mich und sämtliche Busse am Durchkommen hinderte, habe ich eine Stunde Verspätung, was aber nicht schlimm ist, da der Soundcheck heute jeweils kurz vor dem jeweiligen Auftritt des Künstlers stattfinden soll. Wir kommen an und schon sitzt Benjamin Kaiser auf der Bühne. Er hat uns ja bereits zwei Mal ein schönes Vorprogramm bereitet. Leider bekommen wir im Ankunftstrudel nur wenig von ihm mit und er muss danach auch sofort wieder los, aber das schmerzt nur wenig, da wir wissen, dass wir uns schon in zwei Wochen beim Liedermacherfestival in Braunschweig wieder sehen werden.

Als nächstes ist Hannes dran. Er spielt bekannte Songs aus seiner Feder, wie „Angst“ und das Zombie-Lied, zudem einige Liedermacherkollegen spontan einen Zombie-Marsch in Richtung Bühne hinlegen. Zum Schießen.

Nachdem wir ein Süppchen mit Brot gegessen haben, geht es ins Jugendherbergszimmer, wo wir mit eingezogenen Köpfen auf den unteren Bettkanten der Hochbetten sitzen und etwas proben. Wir kommen ja sonst nicht mehr dazu. Außerdem gibt es heute die Premiere des Songs „Hypnose 2.0“, einer aktualisierten Version unseres Frühwerks „Hypnose“. Vergangenes Wochenende entstand gemeinsam mit Ibi Ibsen die Idee, der bei einem Solo-Gig meinerseits in Erfurt mein Vorpgrogramm war. Einige Zeilen stammen auch von ihm. Den Rest hab ich dann hinzugefügt. Schon seltsam, wenn man den alten Text von 2004 liest, in dem die Vermarktung technischer Errungenschaften wie Handys, Internet, Email und DVD kritisch dargestellt wird und merkt, wie veraltet dieser Text bereits nach 7 Jahren wirkt. Da musste ein Update her. Smartphone, Facebook, HD TV, Blue Ray und sogar Google + sind mit von der Partie.

Durch die Probe verpassen wir aber auch den Beitrag des Liedermachers Lutz Strassenroller. Da einige der geplanten Acts abgesagt haben, werden Schnaps im Silbersee und wir den Rest des Abends bestreiten. Zuerst Schnaps im Silbersee, die sich um den Berliner Liedermacher Peter Wolter formiert haben. Mittlerweile sind neben seiner Bratschistin, die heute leider nicht mit dabei ist, die Braunschweiger Kollegen Melvin und Jerk eingestiegen. Die drei machen ordentlich Stimmung und werden zusätzlich mit lokalem Kräuterschnaps versorgt, dessen Namen ich aus gutem Grund vergessen, bzw. verdrängt habe. Ich kann euch nur sagen, dass man sein blaues Wunder erlebt, wenn man geschmacklich etwas wie Jägermeister erwartet. Es hat eher was von dem mir bekannten Heideschnaps Ratzeputz und hat gefühlte 60 % Alkoholgehalt. Einer der Höhepunkte für mich ist ein Song, den Melvin mit Pferdemaske singt. Irgendwie gruselig, wenn einem ein an alte Märchenfilme erinnerndes vermenschlichtes Tier einen Song singt.

Nun sind wir an der Reihe und unsere größten Fans scheinen unsere Kollegen zu sein. Zugegeben: Viel mehr Leute sind heute auch nicht anwesend, das hatte ich ja noch gar nicht erwähnt. Heute also wieder mal gegenseitige Selbstbeweihräucherung. Wir spielen ganz ordentlich und ich staune, dass sogar neue Songs mitgesungen werden.

Die Aftershow/Offene Bühne verlegen wir unplugged auf den Bühnenrand, da uns alles andere unangemessen erscheint. Der Alkohol fließt und diverse Rauchwaren kreisen, die Gitarre wandert im Kreis, bis sich das Karussell immer schneller dreht...


Für alle Interessierten, hier der Text zu Hypnose 2.0:

Hypnose 2.0


Du musst ein Smartphone haben...

Dein Handy kannst Du begraben

Du musst ein Smartphone haben

Frag` nicht warum: du musst es haben


Du musst bei Facebook sein...

Lad Deine Freunde ein

Dann bist Du nicht allein

Frag nicht nach Datenschutz, das interssiert doch keinen

 

 

Geh mit der Zeit oder geh zu Grunde

Lauf mit, lauf mit, den letzten beissen die Hunde

Lauf nicht in das Messer, es wird alles besser

 

 

Du brauchst HD TV...

Du weißt es ganz genau

Sei so schlau und schau...HD TV

 

 

Du brauchst die Blu Ray Disc...

Weil das viel besser ist

Du brauchst die Blu Ray Disc

Sieh zu, dass Du nicht von gestern bist

 

 

Geh` mit der Zeit...digital ist besser

 

 

Sei in und anerkannt

Sei immer auf dem neuesten Stand

Bedürfnisse warten auf dich

Du kennst sie nur noch nicht

 

 

Du musst ein Smartphone haben...

Eine der schönsten Gaben

Du musst ein Smartphone haben

Es gibt so viele Apps, musst sie nur runterladen

 

 

Kennst Du schon Google plus?

Ein absolutes Muss

Kennst Du schon Google plus?

MySpace ist tot, damit ist Schluss


Geh mit der Zeit...