10/15/11

Braunschweig | Brunsviga | 3. Liedermachingfestival

Berlicht von Philipp


Der sonnige Herbstanfang verwöhnt uns weiterhin mit positiver Energie und ich freue mich, heute nach Braunschweig zu fahren. Erstens ist es meine alte Heimat, die ich mittlerweile nur noch selten besuche, außerdem findet dort heute das 3. Braunschweiger Liedermachingfestival statt. Neben uns sind noch die Hildesheimer Formation Sam & Brian, der Braunschweiger Liedermacher Benjamin Kaiser und Simon & Jan eingeladen.

Um 14 Uhr treffen wir uns bei Simon, wo sich seit zwei Tagen Mani Terzok aufhält. Ihn kenne ich eigentlich nur vom jährlichen Liedermachertreffen in Kevelaer. Seine recht skurrilen Geschichten und Lieder, mit Geige, Gitarre oder Akkordeon begleitet, haben dort stets für große Begeisterung gesorgt. Simon und Jan haben ihn nach Oldenburg eingeladen, um hier einige seiner Lieder aufzunehmen. Bei Kaffee und Zigaretten hören wir kurz in die Aufnahmen rein. Mittlerweile ist auch Marcel aus Bremen angekommen, der uns seine Dienste als Fahrer angeboten hat, was uns natürlich eine erhebliche Verbesserung des Fahrkomforts beschert.

Wir machen uns auf den Weg. Jan fährt bei Mani mit, Simon und ich bei Marcel. Simon und Jan haben nämlich beschlossen, Mani etwas von ihrer heutigen Spielzeit abzugeben und ihn in ihr Set zu integrieren. Außerdem fährt Mani morgen wieder nach Essen und kann Jan dann nach Düsseldorf zum Flughafen bringen, von wo aus er direkt in den Urlaub gleitet.

Leider gibt es eine Vollsprerrung auf der A2, die wir zwar schließlich umfahren, allerdings werden so aus der letzten halben Stunde Fahrt 1,5, sodass wir erst um halb sieben in der Brundviga ankommen. Simon und Jan stecken noch mitten im Soundcheck, als das Publikum bereits den Saal betritt. Dieser Saal ist übrigens wirklich groß und viele Größen der Comedy- und Kabarett-Szene haben hier bereits gastiert. Im Backstageraum hängen überall Bilderrahmen mit Fotos und kleinen Widmungen der Künstler, wie z.B. Bodo Wartke, Volker Pispers oder Hagen Rether.

Als die Veranstaltung beginnt, sind wir erstaunt, dass der große Konzertraum so gut gefüllt ist. Noch im Backstageraum hört sich der Applaus richtig nach was an.

Sam & Brian machen heute den Anfang. Ihre Songs würde ich als Liedermacher-Pop mit Hip-Hop-Einflüssen bezeichnen. Für meinen Geschmack manchmal etwas zu poppig, aber musikalisch wirklich sauber gemacht.

Als nächstes ist Benjamin Kaiser dran. Er hat heute seinen ersten Auftritt mit seinem Bassisten. Hier und da gibt es einige Unsicherheiten und der Sound ist zumindest an meinem Platz leider nicht sehr ausgewogen, aber Herr Kaiser kann trotzdem begeistern und alle finden's schade, dass sein Set so schnell vorbei ist.

Time for Simon und Jan: Sie spielen erstmal einige ihrer Lieder, unter anderem auch ein recht neues Stück über den Weltuntergang im Jahr 2012. Der Sound ist wieder ausgewogener, allerdings dreht der Mischer immer wieder ein fettes Delay auf den Gesang, das leider nicht immer angebracht ist. Der Performance tut das trotzdem keinen Abbruch und als Mani Terzok die Bühne betritt ist sowieso alles in Butter. Er erzählt von seinen Erlebnissen auf See, wo er Außerirdische gesehen hat und davon, dass Schweigen im Wald ist, wenn der Bussard fliegt. Dann liest er noch bei Kerzenlicht was über Buddhismus, bevor Simon und Jan ihren passenden Song dazu bringen. Toll gemacht.

Nun sind wir an der Reihe und wir kommen sehr gut rein. Alles sitzt ziemlich gut und wir lassen uns vom großen und teilweise lautstarken Publikum anspornen. Mal wieder die Traumsituation, dass man eine gute Show abliefert und das ganze dabei bewusst genießen kann. Lennart hat sich sogar heute eine tiefe Blockflöte gekauft (War es eine Tenor- oder Altflöte? Ich weiß es gerade nicht mehr), die er im Intro von „Kann warten“ spielt.

Nach unserer Zugabe holen wir spontan noch alle Kollegen auf die Bühne, die sich gerade in der Nähe aufhalten und wir singen das Lied „Kokain“ des Duos „DenKatzePensen“. Auf einmal steht Onkel Hanke mit auf der Bühne, der eigentlich gerade auf einer Party ist. Er singt mit und verbeugt sich sogar am Ende, was er selbst ziemlich bescheuert findet, da er mit dem ganzen Abend ja eigentlich nichts zu tun hatte. Aber er war halt gerade da.

Die Aftershow-Party beginnt im Backstage. Es werden ordentlich Songs geschmettert. Unter anderem eine ruhige Akustikversion von „Krawall und Remmidemmi“. Bei der Zeile „Auf dem Foto in der Küche sieht sie aus wie Katja Ebstein“ müssen wir schon sehr lachen, da Frau Ebstein auch in der Hall of Fame der Brunsviga mit Foto und Autogramm vertreten ist.

Wir satteln nach einer extrem verpeilten Taxi-Bestell und und Wer-fährt-wo-mit-und-hin-Aktio in Lauras Wohnung um, die den Abend zusammen mit Jan (nicht der Jan, der andere) organisiert hat. Auf dem Weg hole ich noch ne Kiste Bier von der Tanke. In Lauras Wohnung wird weiter getrunken und gesungen bis das Bier alle ist und ich die dekadente Aktion iniziiere, mit dem Taxi Bier holen zu fahren. Es ist mittlerweile fünf Uhr morgens und die Tanke, die wir ansteuern, ist die selbe wie vorhin. An der Kasse steht der selbe Typ, der mir vor drei Stunden schon ne Kiste verkauft hat. Wir sind beide erheitert über dieses schnelle Wiedersehen.

Eine halbe Kiste trinken wir noch, bevor einige die Wohnung verlassen und sich langsam alles beruhigt und bald alle schlafen.

Großen Dank an Laura und Jan von Rockminister Records, die dieses Festival seit drei Jahren auf die Beine stellen. Es freut uns, dass sich die Zuschauerzahl seit Beginn stetig erhöhen konnte. Wir hoffen, das geht so weiter.