10/22/11

Rotenburg/Wümme | Rotenburg Live! Kneipenfestival

Bericht von Philipp


Heute ist Kneipennacht in Rotenburg an der Wümme und wir sind mit dabei. Um viertel vor drei verlasse ich Bad Nenndorf, wo ich die letzten paar Tage bei meiner Frau Mutter verbracht habe. In Bremen treffe ich mich mit Marcel, der mich dann in seinem Auto mitnimmt.

Kurz nach uns trifft auch Lennart in Schmidts Kneipe ein. Auch er ist nicht allein gekommen. Seine Freundin aus Fulda ist gerade zu Besuch, was auch mich freut, da ich sie schon länger nicht gesehen habe.

Die Zeit vergeht recht schnell, denn es gibt ja ständig was zu tun: Aufbau, Soundcheck, Setlist schreiben (was sich heute als sehr schwierig gestaltet, da wir heute über 40 Songs spielen und zweitens lauter Liedermacherkollegen im Hintergrund über Anlage gespielt werden. Ah, Fred Timm mit „Pärchen“, lange nicht mehr gehört...Wie soll man sich dabei konzentrieren?) und schließlich essen. Nun bleibt noch etwa ein halbes Stündchen zum Pipimachen, rauchen und die Getränkeversorgung. Nun ist es viertel vor neun und wir beginnen unser erstes Set. Während wir spielen, merken wir schonmal, dass einige Leute sehr aufmerksam und amüsiert zuhören. Das ist schonmal gut, denn ehrlich gesagt sind Kneipennächte nicht unsere Stärke. Wir machen dabei immer wieder ähnliche Erfahrungen wie in Irish Pubs: Es wird getrunken, geredet und die Musik läuft eigentlich nur im Hintergrund. Außerdem haben die Leute ja ein Kombiticket für verschiedene Kneipen, daher herrscht ein reges Kommen und Gehen. Das macht es uns immer schwer, in Stimmung zu kommen. Wir sind es gewohnt, während des Konzertes mit den Leuten zu sprechen. Wir suchen die Interaktion mit dem Publikum und die Spontaneität dabei. So können herrliche Momente entstehen.

Leider ist es auch heute nicht anders, denn schnell wird es voller in Schmidts Kneipe und eine Traube Jugendlicher stellt sich direkt vor die Bühne und unterhält sich lautstark. Deren Aufmerksamkeit können wir nicht gewinnen und geben jegliche Versuche dahingehend auch ziemlich schnell auf. Es ist schwer, sich dabei auf die Leute zu konzentrieren, die wirklich zuhören wollen. Wir machen es sicher nicht schlecht, sonst würden die Leute nicht so lange da sitzen, aber es fühlt sich einfach nicht schön an. Der Spaßfaktor ist für uns heute sehr gering. Gegen einen Kneipenlärmpegel anzuspielen fühlt sich in etwa so an, als würde man versuchen, ein romantisches Gespräch über das Leben zu führen, während im Hintergrund der Fernseher in voller Lautstärke mit „Das Supertalent“ läuft.

So gelingt es uns, wohl nur einen kleineren Teil der Leute für uns zu gewinnen. Es ist kurz vor eins, als wir unser drittes und letztes Set beenden. Inklusive Pausen haben wir nun vier Stunden gespielt und lassen uns auch nicht bequatschen, als in dem Moment drei betrunkene Frauen um die Vierzig ankommen und uns überreden wollen, noch was zu spielen. Da sind wir einfach mal knallhart.

Wir probieren noch einen lokalen Schnaps und ein Kellerbier, bevor wir dann alle aufbrechen.

Lennart und ich verabschieden uns herzlichst voneinander und beschließen, dass wir uns mal wieder einfach so treffen müssen, um uns zu betrinken.

Auf der Rückfahrt verschütte ich Bier in Marcels Auto. Tschuldigung, dabei wollte ich doch nur das Navi retten, das sich von der Scheibe gelöst hat. Ich hoffe, man riechts nicht mehr so.