11/18/11
Krefeld | Kulturrampe
Bericht von Philipp
Schon ein komisches Gefühl: Als ich vor einigen Tagen unsere Homepage aktualisierte, standen plötzlich nur noch zwei Konzerttermine da. Das hat es bei Spieltrieb seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. Es sind beruflich-zeitliche Gründe, die bis auf weiteres keine Spieltrieb-Gigs möglich machen. Aber so viel kann gesagt werden: Im Sommer ist wieder was drin.
Ich packe meine Sachen in Oldenburg heute gleich für zwei verschiedene Gigs: Heute Spieltrieb in Krefeld, morgen lässt mich Lennart dann in Osnabrück raus, wo ich mit der Reggae-Backingband „Boomrush Backup“ gemeinsam mit Spruddy One aus Hamburg im Unikeller spiele. Sozusagen ein musikalisches Hybridwochenende für mich. Wird spannend.
Am Bremer Hauptbahnhof treffe ich Lennart und unsere zwei Mitfahrer, die wir unterwegs raus lassen. Nach einem Monat Spieltrieb-Pause haben wir uns natürlich auch viel zu erzählen. Thema u.a.: Der Tod des Liedermachers Franz-Joseph Degenhardt. Lennart erzählt mir, dass er bereits einen Text dazu verfasst hat („habe“ würde er jetzt korrekterweise sagen). Ich habe witzigerweise vor kurzem ein Buch erstanden, in dem Songtexte von Degenhardt, Wolfgang Neuss, Hanns Dieter Hüsch und Dieter Süverkrüp abgedruckt sind. Ich habe es als Geschenk für Lennart gekauft, noch bevor Degenhardt starb. Aus gegebenen Anlass kann Lennart das auch gut für den Unterricht benutzen. Hier schließen sich also gleich mehrere Kreise.
In Krefeld angekommen empfängt uns Pille von der Kulturrampe. Etwa drei Sekunden nach uns trifft auch unser heutiges Vorprogramm namens Robert Kauffmann ein. Wir lernten ihn beim Liedermachertreffen in Kevelaer kennen und da er aus Krefeld ist, fragte ich ihn, ob er Lust hätte, uns zu supporten. Er hat erst kürzlich eine wunderschöne CD mit dem Namen „Trinkerliebe“ veröffentlicht. Leider ist sie bislang nicht im Handel erhältlich und auch nicht auf seiner Homepage (wenn er denn mal eine hätte!), sondern lediglich bei seinen Auftritten (wenn er denn mal auftritt!). Am 21.12. hat man aber die Gelegenheit, ihn im Vorprogramm von Götz Widmann in der Kufa zu erleben, der die CD im übrigen für ihn aufgenommen hat.
Schon beim Soundcheck merkt man, dass Robert, ob gewollt oder ungewollt sei dahingestollt, äh -gestellt (ha ha!), ein schräger Typ mit schrägem Humor ist. Ich schmeiß mich jedenfalls weg und der Mischer kriegt ne leichte Krise. Der Mischer Sven ist übrigens der Mischer von Kapelle Petra (extremst geile Band), die hier auch erst vor kurzem spielten.
Nach dem Soundcheck bekommen wir ein fantastisches Essen vom Spanier gegenüber von den Kellnern serviert. Danach bleibt noch Zeit, sodass wir uns zum ersten Mal richtig mit Robert unterhalten können. Auf so Liedermacherfestivals ist man ja doch immer recht verstrahlt. Sehr angenehme Unterhaltung jedenfalls. Bald kommen auch Roberts Frau und einige Bekannte von ihm. Die ersten unserer Konzertbesucher trudeln auch langsam ein (Zitat Max Goldt: „Eintrudeln ist gästespezifisches Ankunftsverhalten.“ Was für ein Satz!). Viel sind es leider nicht. Wir sind ja immerhin auch zum ersten Mal in Krefeld und auch im Umkreis haben wir uns bislang auch kaum herumgetrieben.
Gegen 21 Uhr beginnt Robert sein etwa halbstündiges Vorprogramm. Aufgrund von Stress und Aufregung kann ich ein Vorprogramm meistens nicht genießen. Heute ist das anders. Ich bin bei jedem Song voll dabei. Roberts Songs handeln meistens vom Trinken, haben aber meiner Meinung nach eine ungeheure Ästhetik. Also keine Asi-Sauflieder, auch wenn die Sprache deutlich ist, sondern romantische Balladen, aber auch Ragtime-Fingerpicking-Style, der an den frühen Hannes Wader erinnert. Songs wie „Krefeld City Desperado“ oder „Sternenklar und sternhagelvoll“ kommen super an. Wir hören auch ein neues Werk aus seiner Feder: „Ein, zwei, drei Likörchen“. Sehr schön!
Nun sind wir aber an der Reihe. Wenig los, trotzdem gute Stimmung. Der Raum ist glücklicherweise auch nicht so riesig, sodass die paar Leute sich nach mehr anfühlen. Einen Monat lang nicht gespielt, heute auch garnicht mehr geprobt, trotzdem total routiniert. Hier und da merke ich, dass Lennart sich auf dem Griffbrett verirrt, aber alles easy. Ein richtig angenehmer Konzertabend mit gutem Sound und guten Vibes. Nächster Spieltrieb-Termin: 21.01.2012 in Fulda. Danach? Warten wir's ab!