03/01/13
Grusewsky | Emden
Bericht von Lennart
Es ist Freitagmittag. Ich komme von der Arbeit nach Hause. Nach wenigen Minuten auf dem Sofa bin ich eingeschlafen. Kurz vor vier ein erschrockenes Erwachen. Shit, ich wollte ja um vier los. Schnell beginne ich mich wach zu machen, das heißt, einen Kaffee zu trinken und suche derweil planlos Dinge in der Wohnung zusammen. Was brauche ich denn alles für dieses Tourwochenende? Routiniert ist das schon lange nicht mehr, dafür waren wir in letzter Zeit deutlich zu wenig unterwegs.
Nach dem eiligen Zusammenklauben meines Geraffels, schmeiße ich das Zeug in den Kofferraum und düse nach Oldenburg, um dort Philipp einzusammeln. Der wartet verständlicherweise ungeduldig und wir legen nur einen Formel-1-reifen Lade-Boxenstopp ein. Get In in Emden ist um 18.00 Uhr. Also ab dafür.
Die letzten Meter der Anfahrt wecken Erinnerungen. Zum Beispiel an den legen - eskommtgleich - dären Abend, der dazu geführt hat, dass ich Emden den ganzen nächsten Tag nicht mehr verlassen wollte, wohingegen Philipp schon mal mit der Bahn davongefahren ist.
Gegen viertel nach sechs erreichen wir das Grusewsky. Wie immer, müssen wir kurz auf Hakan warten, bis er uns den Laden aufschließt und wir mit dem Aufbau beginnen können. Obwohl wir instrumententechnisch ja inzwischen zunehmend aufrüsten, geht der Soundcheck halbwegs zügig vonstatten. Wir holen aus der Anlage, was halt rauszuholen ist, so ohne Mittenparametrik und mit durchgerockten Aktivboxen. Genau der richtige Sound für die Kneipe...
Bevor wir spielen, soll es noch eine Suppe geben. Hakan und Suzann sind mit den Vorbereitungen beschäftigt. Wir sollen abgeholt werden, wenn das Essen in Hakans Wohnung über der Kneipe vorbereitet ist. Das dauert aber irgendwie ziemlich lange. Deshalb lade ich Philipp auf eine Runde Elektrodart ein. Er gewinnt die erste Partie, während wir uns für das zweite Spiel irgendwann auf ein Remis einigen, weil keiner von uns beiden das Glück hat, zufällig sein Single-Out zu schaffen. Können ist bei uns beiden ohnehin nicht im Spiel.
Jetzt endlich Happa. Es ist extrem lecker! Sowohl der Salat als auch die Suppe dürfen locker als Delikatesse bezeichnet werden. Der Abend beginnt quasi hervorragend.
Leider geht's so nicht weiter. Das so gegen halb zehn anwesende Publikum scheint sich nur zu einem sehr kleinen Teil unseretwegen eingefunden zu haben. Aber natürlich hoffen wir das Beste und fangen an. Die Befürchtungen bewahrheiten sich ärgerlicherweise, und so macht das erste Set nicht besonders viel Spaß. In der Pause diskutieren wir, dass wir so einen Auftritt nie wieder haben wollen. Wenn nur wenige im Publikum bemerken, dass der Song zu Ende ist und lediglich ein müdes Einzelklatschen die Gespräche untermalt, dann läuft für die Tatsache, dass das hier ein Konzert ist, schlichtweg etwas falsch. Wir kamen immer gern nach Emden, aber so ignoriert haben wir uns hier noch nie gefühlt. Das Schöne am Grusewsky ist das herzliche Team. Die Atmosphäre während des Konzerts ist es heute ganz und gar nicht.
Im zweiten Set wird es zwar etwas besser, aber für das Ende unseres Konzerts oder gar eine Zugabe interessiert sich auch kaum jemand. Wir sind hier wohl heute falsch.
Ein bisschen unterhalten wir uns noch mit dem ein oder anderen netten Menschen, lassen uns aber nicht mehr überreden noch mit in den Beat-Club zu kommen, auch wenn die fragenden Münder in den Gesichtern sympathischer Frauen sitzen.
Ich beschließe früh (so gegen drei) schlafen zu gehen, damit ich noch dazu komme, morgen Vormittag ein bisschen zu arbeiten.