10/25/13
The Rebel's Choice | Buxtehude
Bericht von Philipp
Mittwoch am späten Nachmittag bekomme ich eine SMS von Lennart, dass er krank geworden sei und weder zur für den Abend verabredeten Probe kommen, noch am Freitag ein Konzert geben könne. Er sei bis einschließlich Freitag krankgeschrieben und verständlicherweise wolle er da nicht öffentlich auftreten. Kommt als angehender Beamter sicher nicht so gut, wenn das wer mitbekommt. Das verstehe ich und rufe sofort Tim, Chef vom Pub in Buxtehude an und frage ihn, ob er mich auch alleine spielen lässt. Er sagt: „Klar, Du erklärst den Leuten das dann!“ Sicher, das mache ich.
Irgendwie reizt mich auf einmal der Gedanke, mal wieder einen Abend alleine zu bestreiten. Das habe ich schon länger nicht mehr getan und nehme die Herausforderung an. Dadurch, dass ich mit Onkel Hanke ja nebenbei noch das Duo „Reis Against The Spülmachine“ habe, kann ich natürlich mittlerweile aus einem noch größeren Repertoire schöpfen und mache mich nach Feierabend gleich daran, ein Solo-Set zusammenzustellen und zu üben. Freu mich drauf. Das wird schon irgendwie.
Zeitsprung: Ich komme am Freitagabend gegen halb sieben im Pub an. Es laufen bereits die Freitagsspiele der 2. Bundesliga. Ich erfahre, dass ich auch erst um 22:30 Uhr beginnen werde, wenn alle Spiele gelaufen sind. Na, da hab ich ja noch Zeit. Erstmal nen Döner von nebenan und dann schön Cola trinken und Fussi schauen. Leider für mich eher belanglose und zudem langweilige Spiele. Fürth – Ingolstadt, Bielefeld – Köln und St. Pauli – Sandhausen. Alle drei Spiele laufen nebeneinander auf drei Bildschirmen. Da weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll. Köln und Ingolstadt schaffen jeweils ein 1:0, St. Pauli und Sandhausen nur ein 0:0. Also zwei Tore in drei Spielen. Danach erste Liga: Stuttgart – Nürnberg. Gleich nach 5 Minuten steht es 1:1. Das könnte ja deutlich spannender werden. Wird es aber nicht. Es bleibt beim 1:1.
Etwas langweilig ist mir schon. Seltsam, so alleine auf den Auftritt zu warten. Aufgeheitert werde ich dadurch, dass ich über die Anlage „A Horse with no Name“ höre und dabei sehe, wie sich die Spieler eines Englischen Ligaspiels aufwärmen und herumhüpfen und es so aussieht, also würden sie eine Choreografie zu dem Lied tanzen: „La La lalalala…“ Ich muss schmunzeln, teile es aber mit niemandem. Doch dann komm ich mit meinem Thekennachbarn ins Gespräch. Sehr nett.
Plötzlich gesellt sich ein bekanntes Gesicht dazu. Ich denke, Moment mal, kann das sein? Es ist Marius vom ehemaligen Liedermacher-Trio „Zwei Felle für ein und das fiese Monster“, mit denen wir 2006 mal ein paar Konzerte gegeben haben. Ist ja nicht zu fassen. Da trifft man sich nach sieben Jahren im Pub in Buxtehude wieder. Naja gut, Marius ist schon hier, um Spieltrieb zu sehen, also nicht zufällig. Nun muss er mit mir vorlieb nehmen. Wir beschließen aber, dass er bald mal ein Solo-Vorprogramm macht, wenn es terminlich passt. Vorher gebe ich ihm aber noch die letzten drei Spieltrieb-CDs, die seit unserem letzten Treffen erschienen sind.
Es geht auch bald los. Ich besteige den Barhocker und lege los. Meine Erwartungen sind nicht besonders groß. Konzerte im „Rebel’s Choice“ waren schon immer durchwachsen. Viele Leute, die hier zum Trinken und Reden kommen, tun auch nur das. Andere aufmerksamere Gäste zeigen aber schon, dass sie gerne zuhören. Ich mache das ganz gut, denke ich. Ist halt immer ein Unterschied, wenn da noch jemand neben einem sitzt, oder ob man alleine alle Ansagen macht. Keine Interaktion mit einem Partner, höchstens mal mit dem Publikum. Anfangs schwitze ich viel, was mir immer zeigt, dass ich aufgeregter als sonst bin. Das legt sich aber spätestens beim zweiten Set. Ich spiele eine Mischung aus Spieltrieb-Songs und Liedparodien aus dem „Reis Against…“-Fundus.
Zugaben soll ich immerhin geben. Das heißt ja schon mal, dass es gut genug war, was ich gemacht habe.
Ich wurde nicht zerfleischt, habe einige Leute zum Mitmachen animieren können und sogar welche den Marlboro-Song mitsingen hören. Ist doch was. Ich bin zufrieden und im Spendenhut landet auch etwas Bares.
Ich lasse den Abend mit ein paar Bekannten ausklingen. Schön, dass man fast überall ein paar Leute kennt und nicht alleine ist, auch wenn man alleine anreist.
Ich freue mich aber, dass Lennart morgen in Hamburg wieder dabei ist.